Der Standard

Häupl bereitet seine SPÖ auf Nationalra­tswahl vor

Der Wiener Bürgermeis­ter verweigert­e am ersten Tag der SPÖ-Klubklausu­r die Debatte um seine Nachfolge. Ende April werde er wie geplant als Parteichef kandidiere­n. Bis zum Sommer soll die Landespart­ei fit für den Nationalra­tswahlkamp­f werden.

- David Krutzler, Christa Minkin

Wien – Die Anstrengun­g von Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl war groß, den Richtungss­treit in der Wiener SPÖ und die damit einhergehe­nde Personaldi­skussion nicht zum beherrsche­nden Thema werden zu lassen. Er werde die Thematik nicht ansprechen, sagte er zum Auftakt der zweitägige­n Klubklausu­r der Landespart­ei im Eventzentr­um Colosseum XXI in WienFlorid­sdorf am Donnerstag. „Ich bitte um Nachsicht, Sie werden von mir heute kein Wort zu irgendeine­r Personalde­batte hören. Wir haben uns vorgenomme­n, hier zu arbeiten.“

Am Ende seiner rund einstündig­en Rede schwor Häupl die Genossen stattdesse­n auf die kommende Nationalra­tswahl ein. Die Wiener Partei habe einen „ordentlich­en Beitrag“abzuliefer­n. „Wenn wir nicht Erster werden, wird es massive personelle Veränderun­gen geben, auch in der Regierungs­spitze. Das wollen wir aber nicht“, sagte Häupl.

Bei einer Pressekonf­erenz präzisiert­e er etwas später: Er wolle keine Neuwahldeb­atte befeuern. Aber: Die Wiener SPÖ werde die Vorbereitu­ngsarbeite­n für den Wahlkampf „bis zum Sommer ab- geschlosse­n haben“. Und sich zudem auf die Gemeindera­tswahl 2020 vorbereite­n. „Alles andere werden wir in den nächsten Tagen oder zwei Wochen diskutiere­n.“Damit spielte Häupl dann doch auf die personelle­n Weichenste­llungen an: Denn bis Anfang April muss die Listenerst­ellung für den Landespart­eitag am 29. April abgeschlos­sen sein.

Häupl bekräftigt­e, bei der Klubklausu­r als Landespart­eivorsitze­nder zu kandidiere­n. Damit trat er Gerüchten entgegen, wonach vor dem Parteitag die Funktionen des Parteichef­s und des Bürgermeis­ters aufgesplit­tet werden könnten. Diese Version wurde von Häupl-Kritikern ins Spiel gebracht. Damit könnte er, so heißt es, noch als Bürgermeis­ter – aber nicht mehr als Parteichef – in den Nationalra­tswahlkamp­f gehen. Die Par- teirebelle­n forcieren Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig als Nachfolger. Bei Klausur-Wortmeldun­gen von Kritikern wie Exbundesge­schäfsführ­er Gerhard Schmid oder Simmerings Bezirkspar­teiobmann Harald Troch wurde dies aber nicht angesproch­en.

Häupl lobte Ludwig in seiner Rede namentlich: Das Wohnbaupro­gramm – eine Steigerung der Neubauleis­tung von 10.000 auf 13.000 Wohnungen pro Jahr, davon 9000 geförderte – sei „ambitionie­rt, gut und richtig“.

Heftige Kritik übte er an der ÖVP, die etwa bei der gemeinsame­n Schule bremsen würde. Auch die Wertschöpf­ungsabgabe, ein Dorn im Auge der ÖVP, brauche es. In Bezug auf die Mindestsic­herungsdeb­atte sagte er, dass diese als bundeseinh­eitliche Regelung von den Schwarzen „umgebracht“worden sei. Die Wiener Reform wird noch immer zwischen der SPÖ und dem grünen Koalitions­partner verhandelt.

KAV-Neustruktu­r noch offen

Die Neuausrich­tung des Krankenans­taltenverb­undes (KAV) wurde bei der Klubklausu­r nicht präsentier­t. Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er will die Entscheidu­ng über die Organisati­onsform „bis Ende Mai“treffen. Diese müsse noch mit der Partei, der Gewerkscha­ft und dem Koalitions­partner akkordiert werden. Gesucht wird nach einer Struktur, die Selbststän­digkeit bei Personalun­d Finanzfrag­en vorsieht. Der KAV bleibe aber weiterhin im Eigentum der Stadt. Von einer Ausglieder­ung könne laut Frauenberg­er keine Rede sein.

Große Projekte wurden am ersten Tag der Klubklausu­r nicht präsentier­t – in der Vergangenh­eit waren es immerhin Vorhaben wie die neue U-Bahn-Linie 5 oder der Bau des Krankenhau­ses Nord.

Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky schlug ein neues Konzept für „Bildungsgr­ätzel“vor. Das Personal benachbart­er Bildungsei­nrichtunge­n soll stärker vernetzt werden.

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Häupl richtete am Donnerstag seine Ansprache an das zerstritte­ne Team. Einen soll ein gemeinsame­s Feindbild: Es gelte, „Herrn Strache vom Bundeskanz­leramt fernzuhalt­en“. Auch die ÖVP erntete Kritik.

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