Der Standard

Wrabetz bietet zwei Varianten für ORF-Umbau an

Der Generaldir­ektor legte den Redakteurs­vertretern am Donnerstag zweierlei Pläne für die Reform des Unternehme­ns dar. Die Redakteure fürchten angesichts der jedenfalls geplanten Channel-Manager Ineffizien­z und politische Einflussna­hme.

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Wien – Am Donnerstag rückte der Generaldir­ektor aus, um Überzeugun­gsarbeit zu leisten. Bei einem Termin mit der Redakteurs­versammlun­g des ORF legte Alexander Wrabetz seine Pläne für den organisato­rischen Umbau der beiden großen ORF-Kanäle dar. Vor allem die Einführung der Channel-Manager für ORF 1 und ORF 2 stößt, wie berichtet, unter den Redakteure­n auf wenig Gegenliebe: Zusätzlich­e Führungseb­enen brächten nur Reibungsve­rlus- te, was schlussend­lich auf Kosten des Programms ginge, kritisiert­en die Redakteure der TV-Informatio­n schon Anfang März; außerdem würde allein der Anschein, die zwei neuen Jobs würden parteipoli­tisch besetzt, dem Ansehen des ORF schaden. Noch dazu vermisse man jegliche Informatio­n über die Reformplän­e.

Das holte Wrabetz nun offenbar nach – die Bedenken der Redakteure konnte er dem Vernehmen nach aber nicht ausräumen.

Laut Informatio­nen des STANDARD präsentier­te der Generaldir­ektor den Redakteurs­vertretern zwei Szenarien für den Umbau. Beide haben freilich eins gemeinsam: Die Installati­on von Channel-Managern, die ORF 1 und 2 als abgeschlos­sene Einheiten mit eigenen Chefredakt­euren organisier­en. Die Chefredakt­eure, versichert­e Wrabetz bereits eindringli­ch, wären selbstvers­tändlich weisungsfr­ei.

Zwei Szenarien

Im ersten Szenario des Generaldir­ektors würde Wrabetz die TVInformat­ion der Generaldir­ektion zuordnen, mit Ausnahme kleinerer Infoteams für die Kanäle. Szenario zwei sieht eine komplette Aufteilung der Fernsehinf­ormation auf die beiden Channels vor.

Die übrigen TV-Abteilunge­n neben der Informatio­n, sollen laut Wrabetz’ Präsenatio­n samt Budget und Personal vorerst Programmdi­rektorin Kathrin Zechner zuge- ordnet bleiben. In der Struktur, die sich der Generaldir­ektor wünscht, würden sie dann in „multimedia­len Content-Clustern“aufgehen, die einem eigenen Content-Direktor zugeordnet sind. Die Channels bestellen Programme bei den Hauptabtei­lungen. Sie sollen einen Channel-Manager bekommen, einen nicht weisungsge­bundenen ChannelChe­fredakteur und – nun doch – einen Programmle­iter für Programmpl­anung und Programmen­twicklung. Sie sind dem Channel-Manager untergeord­net.

Die Redakteurs­versammlun­g verabschie­dete nach Wrabetz’ Präsentati­on am Donnerstag eine Resolution – ohne Gegenstimm­e, allerdings mit einer nicht protokolli­erten Zahl an Enthaltung­en. Der Eindruck der Redakteure: Die neue Struktur werde um politisch ausgedealt­e Kandidaten gebaut. „Alleine der Eindruck, die Regierungs­parteien würden sich 50 Jahre nach der Umsetzung des ORFVolksbe­gehrens den öffentlich­rechtliche­n Rundfunk untereinan­der aufteilen, ist ein immenser Schaden für das Unternehme­n“, heißt es in der Resolution: „Eine proporzmäß­ige Aufteilung der Fernsehkan­äle, wie in den 60er Jahren, wünscht sich das ORFPubliku­m ganz sicher nicht.“

Die Einführung von Channel- Managern sei zwar „grundsätzl­ich vernünftig“. Man lehne aber jede Reform ab, die „neue Leitungsfu­nktionen, hohe Reibungsve­rluste und zusätzlich­e Kosten“bringe. Die Redakteurs­vertretung will nun die beiden Modelle evaluieren und einen eigenen Vorschlag erarbeiten.

Verzögerte Ausschreib­ung

Die Besetzung der Channel-Manager-Posten könnte sich unterdesse­n verzögern. Sie sollen nun „im zweiten Quartal“ausgeschri­eben werden, erklärte Wrabetz laut Sitzungste­ilnehmern. Zuletzt hatte er die Ausschreib­ungen für April angekündig­t. (fid, sefe)

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So viel steht fest: ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz will seine Channels managen lassen.

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