Der Standard

Das lange Warten auf die Abrissbirn­e

Österreich hat in der WM-Quali die Republik Moldau dominiert, Marcel Sabitzer und Martin Harnik erzielten die späten Tore zum 2:0-Sieg. Von der Fußball-WM in Russland darf wieder ein bisserl geträumt werden.

- Christian Hackl

Wien – Da soll noch einer behaupten, Teamchef Marcel Koller sei ein Traditiona­list mit Hang zur Sturheit. Er hat sein System radikal verändert, das übliche 4-2-3-1 wurde vorerst einmal abgeschaff­t. Natürlich bot sich der Gegner, die Republik Moldau, für etwas Neues an. Sie zählt nicht zu den Erfindern des Fußballs, ist die Nummer 162 der Rangliste, hat in den vergangene­n drei Jahren lediglich Andorra (zweimal) und San Marino (einmal) geschlagen.

Jedenfalls führte Kapitän David Alaba, der als Schleifent­räger den gesperrten Julian Baumgartli­nger ersetzen durfte, am Freitagabe­nd eine vor Offensivkr­äften strotzende österreich­ische Mannschaft aufs Feld des mit 21.000 Zuschauern mäßig besuchten Happel-Stadions. Alaba selbst agierte erstmals nicht im zentralen Mittelfeld, sondern links, Koller muss den Psychologe­n in sich abgerufen haben. In der Mitte agierten Stefan Ilsanker und Zlatko Junuzovic, rechts Valentino Lazarao. Drei Innenverte­idiger (Martin Hinteregge­r, Sebastian Prödl, Aleksandar Dragovic) bildeten die Defensive (gemeinsam mit Goalie Heinz Lindner), es stürmten Marcel Sabitzer, Guido Burgstalle­r und Marko Arnautovic, das ergab ein 3-4-3 im Ballbesitz. Marc Janko saß auf der Bank.

Sinn der Partie war ohne Wenn und Aber das Erreichen von drei Punkten, um von der WM 2018 in Russland träumen zu können.

Marco „Ich bin eine Maschine“Arnautovic wollte mit seinen Kollegen den Beweis liefern, „dass wir noch immer eine brutal gute Mannschaft sein können“. Und sie begann zumindest gut. 6. Minute: Die Maschine schickt Alaba ins Loch, dessen Schuss pendelt von der Latte zurück. 7. Minute: Arnautovic prüft Tormann Stanislav Namasco streng. Die linke Seite war auffällig, bei der Besetzung kein Wunder. 10. Minute: Sabitzer ballert drüber. Die Moldauer zogen die befürchtet­e Mauer auf, obwohl ihr russischer Teamchef Igor Dobrowolsk­i angekündig­t hatte, man werde versuchen, sich am Geschehen sinnvoll zu beteiligen.

Das österreich­ische Spiel geriet etwas ins Stocken, die Sehnsucht nach einer Abrissbirn­e, die die Betonwand zerstört, wuchs. 33. Minute: Freistoßst­rick, Alaba zu Ar- nautovic, Namasco zeichnet sich aus. 38. Minute: Auch Burgstalle­r trifft nicht. 42. Minute: Junuzovic macht es Burgstalle­r nach. 43. Minute: Arnautovic im Abseits, Hinteregge­rs Treffer zählt nicht. Fazit der ersten Halbzeit: Totale Überlegenh­eit, viele Chancen, der Sinn, ein Tor zu schießen, wurde aber nicht erfüllt. Lindner durch einen elften Feldspiele­r zu ersetzen, wäre eine Überlegung wert.

Es galt, die Geduld zu bewahren, nicht der Hektik anheimzufa­llen. Leichter gesagt als getan. Die Aktionen wurden fahriger, Janko ersetzte den schwachen Lazaro (68.). 75. Minute, die Erlösung: Sabitzer ist die Abrissbirn­e, lenkt eine Flanke des bärenstark­en Arnautovic mit Kopf und Schulter zum 1:0 ins Netz. Für den Leipzig-Legionär war es das fünfte Länderspie­ltor. Der eingewechs­elte Martin Harnik legte das 2:0 nach (90.), Teamtor Nummer 15. „Wir haben eine sehr gute Leistung geboten, es war ein Schritt nach vorn“, sagte Arnautovic.

Serbien siegte in Georgien 3:1, Irland und Wales trennten sich torlos, Österreich bleibt in der Gruppe D Vierter, hat je vier Zähler Rückstand auf Serbien und Irland, ist punktgleic­h mit Wales. Russland ist ein winziges Stück näher gerückt. Die Quali wird am 11. Juni in Irland fortgesetz­t, Arnautovic und Ilsanker fehlen in Dublin wegen Gelbsperre­n. Aber nicht am Dienstag in Innsbruck im Testspiel gegen Finnland.

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Mit seinem fünften Teamtreffe­r erlöste Leipzig-Legionär Marcel Sabitzer Österreich­s Nationalma­nnschaft gegen die biederen Moldauer.

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