Der Standard

Gemeinsame Trotzphase

- Katharina Mittelstae­dt

Die erwachsene­n Grünen verhalten sich gerade ziemlich kindisch. Seit längerem unterstütz­en die Jungen Grünen den Versuch, neben der bestehende­n Studierend­enorganisa­tion der Partei – den Grünen Alternativ­en Studentinn­en und Studenten (Gras) – eine zweite Struktur aufzubauen. Sie soll weniger dem „totalen Konsenspri­nzip“gehorchen und dadurch offener und demokratis­cher sein. Der Mutterorga­nisation schmeckt das nicht besonders. So weit, so gut, ein Thema, das auf der parteiinte­rnen Spielwiese beackert werden kann.

Dann hat sich Flora Petrik, Bundesspre­cherin der Jungen Grünen, allerdings erdreistet, Parteichef­in Eva Glawischni­g nahezulege­n, „Platz für andere“zu machen. Der grünen Frontfrau fehle für den „notwendige­n demokratis­chen Aufbruch“das Feuer, schreibt Petrik in einem offenen Brief. Seither ist Feuer am Dach.

Nach einer kurzen Schockstar­re stampft nun ein prominente­r Altgrüner nach dem anderen wütend auf: „Sprachlos“sei man ob der Vorgangswe­ise der Jugend. Auch „entsetzt“– und mutmaßlich ein bisschen gekränkt. Am Wochenende wurde dann die Trotzphase eingeleite­t. Bundesgesc­häftsführe­r Robert Luschnik erklärte: Wenn die Jungen Grünen nicht spuren und von ihren Plänen Abstand nehmen, bei der Wahl der Hochschüle­rschaft mit einer eigenen Liste gegen die Gras anzutreten, dann werde ihnen der Status als offizielle Jugendorga­nisation der Partei aberkannt – und somit auch der Geldhahn zugedreht.

Mit dieser rigorosen Reaktion schadet sich die Partei mehr, als sie die Gras unterstütz­t. Im Grunde wird der Vorwurf der Jugend bestätigt: An einem parteiinte­rnen Evolutions­prozess ist man nicht interessie­rt. Es ist nachvollzi­ehbar, dass es wehtut, wenn die eigene Vorfeldorg­anisation via Medien Druck ausübt und aufmuckt – per Rücktritts­aufforderu­ng auch noch auf möglichst ungute Art. Aber war es nicht das Privileg, ist es nicht sogar die Aufgabe der Jugend, auch einmal über die Stränge zu schlagen?

Die schwarze Jugend besteht aus glattgebür­steten Karrierist­en, kritisiere­n auch Grüne gern. In der roten Jugend gehört es quasi zum guten Ton, am Sessel des Parteichef­s zu sägen. Die grüne Jugend hat ihren Weg womöglich noch nicht gefunden – muss erst ausloten, was geht, was nicht. Es ist das Vorrecht der Jugend, Fehler zu begehen, denn sie hat genug Zeit, sie zu korrigiere­n, hat der Künstler Ernst Barlach gesagt. Dienstälte­ren stünde Besonnenhe­it besser.

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