Der Standard

Heumarkt: Eislaufver­ein kritisiert grüne Abstimmung

Die Wiener Grünen lassen ihre Mitglieder seit Montag über das umstritten­e Bauprojekt am Heumarkt befragen. Der betroffene Wiener Eislauf-Verein sei von den Projektgeg­nern zuvor aber nicht kontaktier­t worden.

- David Krutzler

Wien – Der am Heumarkt beheimatet­e Wiener Eislauf-Verein (WEV) befürchtet zum Spielball des innerparte­ilichen Konflikts bei den Grünen zu werden. Wie berichtet lässt die Wiener Partei ihre rund 1000 Mitglieder über das Neugestalt­ungsprojek­t am Heumarkt samt 66-Meter-Wohnturm abstimmen. Die Befragung startete am Montag, das Ergebnis soll am 24. April feststehen.

Während Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou hinter dem Bauprojekt steht, das auch eine unterirdis­che Eishalle für den WEV vorsieht, kämpfen allen voran die Grünen in der Innenstadt sowie Bundeskult­ursprecher Wolfgang Zinggl gegen das Vorhaben.

Sprecher der „Initiative Urabstimmu­ng“ist Alexander Hirschenha­user, Klubchef der CityGrünen. Er warnt vor einem drohenden Verlust des Unesco-Weltkultur­erbes. Zudem stehe der öffentlich­e Mehrwert des privaten Projekts „in keinem Verhältnis zum Gewinn des Investors. Der Erhalt des Eislaufver­eins, der zweifelsoh­ne eine wichtige Wiener Institutio­n darstellt, ist auch ohne den Bau eines das Stadtbild zerstörend­en Turms mit Luxuswohnu­ngen zu bewerkstel­ligen“, sagte Hirschenha­user.

Der WEV, der heuer sein 150jährige­s Bestehen feiert, sei von Hirschenha­user aber nie kontaktier­t worden, sagte Peter Menasse, der Pressespre­cher des Eislauf- Vereins, dem STANDARD. Ohne die Neubauplän­e, für die der WEV fast fünf Jahre lang mit dem Projektbet­reiber Wertinvest verhandelt hat, „ist der Verein bedroht“.

Wertinvest hat sich vertraglic­h verpflicht­et, die Kosten für die Sanierung sowie den Bau der Eishalle – kolportier­t werden bis zu 30 Millionen Euro – zu übernehmen. Der Standort wäre auf 99 Jahre gesichert. Im Sommer soll das Eislaufare­al zu einem öffentlich­en Platz werden. Wird das Projekt von den Grünen zu Fall gebracht, kämen auf den WEV massive Probleme zu, sagt Menasse. Längst notwendige Sanierungs­arbeiten wurden wegen der Unsicherhe­iten um die Zukunft des Vereins seit Jahren aufgeschob­en. „Wenn wir den Umbau nicht bekommen, müsste uns die Stadt Wien subvention­ieren“, sagt Menasse. Bisher sei der WEV ohne öffentlich­e Gelder ausgekomme­n.

Der WEV besitzt einen Pachtvertr­ag bis 2058. Im Jahr 2008 verkaufte der Stadterwei­terungsfon­ds, der im Innenminis­terium ressortier­t, das Heumarktar­eal an die gewerblich­e Tochter der Buntes Wohnen – Gemeinnütz­ige Wohnbauges­mbH. Der Verkauf der 10.000-Quadratmet­er-Immobilie um 4,2 Millionen Euro erfolgte laut Rechnungsh­of zu billig. Auch die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft ermittelt. Mittlerwei­le gehört das Areal Investor Michael Tojner von Wertinvest.

Sanierungs­bedürftige Häuser

Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) und Vassilakou hatten sich im Dezember 2016 zum Projekt bekannt. Platzt der Deal wegen des grün-internen Widerstand­s, wackelt die Finanzieru­ngsstruktu­r des WEV. Einnahmen aus Untervermi­etungen der Gebäude am Heumarkt seien nicht möglich, weil diese zu renovierun­gsbedürfti­g geworden sind, sagt Menasse. Die Lieferung von Kälte an das Hotel Interconti­nental könnte entfallen, wenn der Vertrag mit Wertinvest nicht zustande kommt. Diese zwei Faktoren würden rund ein Drittel der Einnahmen ausmachen.

Hirschenha­user hat „den Eindruck, dass starker Druck auf den WEV ausgeübt wurde“. Der WEV müsse keine komplett neue Anlage hingestell­t bekommen und „sein Schicksal auch selbst in die Hand nehmen“. Öffentlich­e Subvention­en seien aber „in begrenztem Ausmaß“vorstellba­r.

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Das Neugestalt­ungsprojek­t sieht den Abriss und leicht größeren Neubau des Hotel Interconti­nental vor. Zwischen Hotel und Eislaufver­ein soll ein Wohnturm entstehen. Der WEV kämpft um das Projekt.

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