Heumarkt: Eislaufverein kritisiert grüne Abstimmung
Die Wiener Grünen lassen ihre Mitglieder seit Montag über das umstrittene Bauprojekt am Heumarkt befragen. Der betroffene Wiener Eislauf-Verein sei von den Projektgegnern zuvor aber nicht kontaktiert worden.
Wien – Der am Heumarkt beheimatete Wiener Eislauf-Verein (WEV) befürchtet zum Spielball des innerparteilichen Konflikts bei den Grünen zu werden. Wie berichtet lässt die Wiener Partei ihre rund 1000 Mitglieder über das Neugestaltungsprojekt am Heumarkt samt 66-Meter-Wohnturm abstimmen. Die Befragung startete am Montag, das Ergebnis soll am 24. April feststehen.
Während Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou hinter dem Bauprojekt steht, das auch eine unterirdische Eishalle für den WEV vorsieht, kämpfen allen voran die Grünen in der Innenstadt sowie Bundeskultursprecher Wolfgang Zinggl gegen das Vorhaben.
Sprecher der „Initiative Urabstimmung“ist Alexander Hirschenhauser, Klubchef der CityGrünen. Er warnt vor einem drohenden Verlust des Unesco-Weltkulturerbes. Zudem stehe der öffentliche Mehrwert des privaten Projekts „in keinem Verhältnis zum Gewinn des Investors. Der Erhalt des Eislaufvereins, der zweifelsohne eine wichtige Wiener Institution darstellt, ist auch ohne den Bau eines das Stadtbild zerstörenden Turms mit Luxuswohnungen zu bewerkstelligen“, sagte Hirschenhauser.
Der WEV, der heuer sein 150jähriges Bestehen feiert, sei von Hirschenhauser aber nie kontaktiert worden, sagte Peter Menasse, der Pressesprecher des Eislauf- Vereins, dem STANDARD. Ohne die Neubaupläne, für die der WEV fast fünf Jahre lang mit dem Projektbetreiber Wertinvest verhandelt hat, „ist der Verein bedroht“.
Wertinvest hat sich vertraglich verpflichtet, die Kosten für die Sanierung sowie den Bau der Eishalle – kolportiert werden bis zu 30 Millionen Euro – zu übernehmen. Der Standort wäre auf 99 Jahre gesichert. Im Sommer soll das Eislaufareal zu einem öffentlichen Platz werden. Wird das Projekt von den Grünen zu Fall gebracht, kämen auf den WEV massive Probleme zu, sagt Menasse. Längst notwendige Sanierungsarbeiten wurden wegen der Unsicherheiten um die Zukunft des Vereins seit Jahren aufgeschoben. „Wenn wir den Umbau nicht bekommen, müsste uns die Stadt Wien subventionieren“, sagt Menasse. Bisher sei der WEV ohne öffentliche Gelder ausgekommen.
Der WEV besitzt einen Pachtvertrag bis 2058. Im Jahr 2008 verkaufte der Stadterweiterungsfonds, der im Innenministerium ressortiert, das Heumarktareal an die gewerbliche Tochter der Buntes Wohnen – Gemeinnützige WohnbaugesmbH. Der Verkauf der 10.000-Quadratmeter-Immobilie um 4,2 Millionen Euro erfolgte laut Rechnungshof zu billig. Auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt. Mittlerweile gehört das Areal Investor Michael Tojner von Wertinvest.
Sanierungsbedürftige Häuser
Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Vassilakou hatten sich im Dezember 2016 zum Projekt bekannt. Platzt der Deal wegen des grün-internen Widerstands, wackelt die Finanzierungsstruktur des WEV. Einnahmen aus Untervermietungen der Gebäude am Heumarkt seien nicht möglich, weil diese zu renovierungsbedürftig geworden sind, sagt Menasse. Die Lieferung von Kälte an das Hotel Intercontinental könnte entfallen, wenn der Vertrag mit Wertinvest nicht zustande kommt. Diese zwei Faktoren würden rund ein Drittel der Einnahmen ausmachen.
Hirschenhauser hat „den Eindruck, dass starker Druck auf den WEV ausgeübt wurde“. Der WEV müsse keine komplett neue Anlage hingestellt bekommen und „sein Schicksal auch selbst in die Hand nehmen“. Öffentliche Subventionen seien aber „in begrenztem Ausmaß“vorstellbar.