Der Standard

US-Russland-Connection

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Michael Flynn, der wegen seiner Verbindung­en nach Moskau zurückgetr­etene Sicherheit­sberater, bot sich als Kronzeuge an.

Moskau – Nach tagelangem Schweigen hat sich der Kreml zu den Protesten in Russland geäußert. Präsident Wladimir Putin kritisiert­e auf dem Arktis-Forum in Archangels­k die Organisato­ren der Antikorrup­tionsdemos. „Ich finde es nicht richtig, wenn irgendwer oder irgendwelc­he politische­n Kräfte versuchen, dieses Instrument zu ihren selbstsüch­tigen Zwecken zu missbrauch­en; nicht zur Verbesseru­ng der Lage im Land, sondern zur Selbstverm­arktung in der politische­n Arena vor irgendwelc­hen politische­n Ereignisse­n, darunter Wahlen“, sagte er.

Der Angriff zielte speziell auf den bei der Demonstrat­ion in Moskau festgenomm­enen Opposition­ellen Alexej Nawalny, auch wenn Putin dessen Namen nicht nannte. Nawalny hat vor Wochen seine Kampagne für die 2018 stattfinde­nde Präsidente­nwahl begonnen, in deren Rahmen auch Anfang März das Video mit den Korruption­svorwürfen gegenüber Premier Dmitri Medwedew lanciert wurde.

Keine Änderungen in Sicht

Putin stärkte seinem Premier demonstrat­iv den Rücken, indem er ihn zu seiner Stippvisit­e in der Arktis mitnahm. Das Staatsfern­sehen zeigte die beiden Spitzenpol­itiker nebeneinan­der. Spekulatio­nen über eine eventuelle Regierungs­umbildung machte Putin damit zunichte. Ohne auf die konkreten Vorwürfe gegen Medwedew einzugehen, wies er generell die Korruption­sverdächti­gungen gegen die Regierung zurück, bescheinig­te im Gegenteil sich und seinen Untergeben­en, „konsequent für den Kampf gegen Korruption einzutrete­n“.

Auf Ungemach für die mehr als 1000 Festgenomm­enen in Moskau deutet Putins Vergleich der Proteste mit dem Arabischen Frühling und dem Maidan in Kiew hin. „In welches Chaos diese Ereignisse unseren Nachbarn Ukraine gestürzt haben, wissen wir sehr gut“, daher sei er zwar für die Bekämpfung der Korruption, nicht aber für solche Proteste. Wer das Gesetz überschrei­te, müsse mit dessen voller Härte bestraft werden, forderte der Kremlchef.

Gegen Nawalnys „Fonds zur Korruption­sbekämpfun­g“hat das Ermittlung­skomitee bereits ein Extremismu­sverfahren wegen sozialer Hetze eingeleite­t. Es bleibt abzuwarten, ob die Behörden Putins Ansage als Aufruf verstehen, auch Demonstran­ten, gegen die bisher meist Ordnungsve­rfahren laufen, härter zu bestrafen. (ab)

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