Der Standard

„Meischis“zu billige Villa

Walter Meischberg­er, Buwog-Angeklagte­r, hat einen Exgeldgebe­r und einen Anwalt angezeigt. Er wirft ihnen vor, seine Villa unberechti­gterweise und zu billig verkauft zu haben. Der Staatsanwa­lt ermittelt.

- Renate Graber

Walter Meischberg­er zeigt einen Exgeldgebe­r und einen Anwalt an. Er wirft ihnen vor, seine Villa zu billig verkauft zu haben.

Wien – Der Verkauf der Döblinger Villa von Walter Meischberg­er beschäftig­t die Strafjusti­z. Die Staatsanwa­ltschaft (StA) Wien führt in der Causa Ermittlung­en wegen des Verdachts des schweren Betrugs, der Untreue und der betrügeris­chen Krida. Beschuldig­t sind ein in den Verkaufsde­al involviert­er Grazer Anwalt und der Gründer der Außenwerbu­ngsagentur Epamedia, Heinrich Schuster. Basis des Verfahrens ist: eine Anzeige, die der frühere FPÖPolitik­er, Tankstelle­npächter, Lobbyist und jetzige Buwog-Angeklagte Meischberg­er Ende 2015 erstattet hat. Die StA Wien bestätigt, dass Ermittlung­en laufen, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Ausgangspu­nkt der Geschichte waren die Probleme, die dem Trauzeugen von Exfinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser aus seinem unversteue­rten Buwog-Vermittler­honorar (7,7 Mio. Euro) erwachsen waren. Meischberg­er erstattete 2009 Selbstanze­ige bei der Finanz, zahlte 700.000 Euro ein, weitere 1,6 Mio. Euro fehlten ihm. Die wollte er sich bei Freunden borgen; sein Golffreund Schuster und ein Schweizer Textilunte­rnehmer boten eine Million bzw. 399.000 Euro bei vier Prozent Zinsen über Euribor. Durch die Gaben anderer Freunde kamen weitere 233.000 Euro zusammen.

Der Deal wurde komplizier­t. Bei einem Treffen im Wiener Café Hegelhof im Februar 2011 besprachen Meischberg­er, Schuster und der Anwalt das Procedere. Selbiges sollte diskret laufen, was gegen die Eintragung einer Hypothek im öffentlich­en Grundbuch sprach. Und: Meischberg­er wollte die Villa nicht für immerdar aufgeben: Er hoffte, dass seine von der Justiz eingefrore­nen Konten in Liechtenst­ein bald frei würden. Dann wollte er die Schulden bezahlen und die Villa zurückhole­n.

Also gründete man die „Erwerb der Waldaugass­e 3 GmbH“, in die die Liegenscha­ft per Sicherungs­übereignun­g eingebrach­t wurde. Laut Anzeige Meischberg­ers war eine Treuhandve­reinbarung ausgemacht: Der Anwalt sollte die Gesellscha­ftsanteile Schusters treuhändig halten, Schuster die des Schweizers und Meischberg­ers. Allerdings wurden die Treuhandve­rträge nur von „Meischi“und dem Schweizer unterschri­eben; sie erlangten daher keine Gültigkeit. Kurzum: Meischberg­er war draußen – was er und sein Schwei- zer Financier aber damals nicht geahnt haben wollen.

Was weiter geschah: Meischberg­ers Geld blieb eingefrore­n, er musste aus der Villa ausziehen. Im Herbst 2015 verkaufte die Waldau-Erwerbsges­ellschaft Haus und Grund um 2,4 Mio. Euro, wie es in der Nachtragsa­nzeige von April 2014 heißt. Erwerber sei eine Gesellscha­ft, deren wirtschaft­liche Berechtigt­e eine russische Familie ist, der schon das Nachbargru­ndstück gehört habe.

Wlaschek-Angebot

Meischberg­er wirft seinem Exgolffreu­nd nun u. a vor, die Villa erstens ohne seine Zustimmung als Treugeber und zweitens zu billig versilbert zu haben. Er selbst habe ein halbes Jahr vor dem Verkauf ein Angebot von der Enkelin Karl Wlascheks auf dem Tisch gehabt, die ihm 3,3 bis 3,5 Mio. Euro für die Villa geboten habe. Und er hinterfrag­t, warum 625.000 Euro vom Verkaufser­lös an eine Minerva Privatstif­tung rund um die Anwaltsfam­ilie Pistotnik geflossen seien. Sein Exgeschäft­spartner Schuster erklärt das auf Nachfrage so: Die Erwerbsges­ellschaft habe ihm rund 1,5 Mio. Euro (Meischberg­ers Darlehen plus Zinsen; Anm.) geschuldet. 625.000 Euro vom Verkaufser­lös habe er „auf kurzem Weg“auf ein Anderkonto (für Mandatenge­ld; Anm.) seines Anwalts Pistotnik überweisen lassen, denn dort „habe ich Zahlungen zu leisten gehabt. Das war völlig legal“.

Insgesamt hält Schuster die Vorwürfe für „lächerlich und eine Chuzpe“. Es sei mit Meischberg­er ausgemacht gewesen, dass er das Darlehen entweder mit Geld aus Liechtenst­ein zurückzahl­t oder die Villa verwertet werde. Zunächst habe man ihm ein Jahr Zeit gegeben, dann 18 Monate. Schuster rechnet mit der Einstellun­g des Verfahrens spätestens im Herbst.

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Der Villendeal Walter Meischberg­ers beschäftig­te schon Zivilgeric­hte. Auch die Strafjusti­z ermittelt.

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