Enthüllungsjournalismus
Journalismus wird als vierte Gewalt im Staat bezeichnet. Diese Zuschreibung hat er sich verdient, weil guter Journalismus über Unrecht und Missstände berichtet, um sie über den Umweg der öffentlichen Meinung, wenn möglich, auszuräumen. Dieser Enthüllungsjournalismus – auch: investigativer Journalismus – bedarf Hartnäckigkeit, Glück, Informanten, ist oft monatelange zähe Arbeit.
Wenn das Resultat dann aber zum Beispiel einen Skandal wie Watergate aufdeckt, muss nicht nur ein US-Präsident gehen, Hollywood verfilmt das ganze obendrein. Hierzulande gilt Alfred Worms Aufdeckung der Schmiergeldzahlungen rund um die Errichtung des Wiener AKH in den 1980ern als Paradebeispiel des Enthüllungsjournalismus. Diese Woche hat die Kronen Zeitung einen Skandal aufgedeckt. Und der könnte durchaus verfilmt werden, denn es geht um den ORF, und der produziert und zeigt ja öfter einmal Filme. Der Skandal ist der: ORF-Journalisten werden bezahlt. Unfassbar.
Dachte die Öffentlichkeit bisher, es handle sich bei Armin Wolf oder Fritz Dittlbacher um Ehrenamtliche, enthüllte die Krone der Schöpfung, dass genannte Personen für ihr Tun Geld bekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie mit Steuergeld bezahlt werden. Wo doch jeder weiß, dass damit besser der Kärntner Hypo Bank oder den Eurofightern geholfen wäre. Auch ein eigener Jet für den Innenminister erschiene angemessener. Entsprechend menschlich enttäuscht fiel die Berichterstattung des moralischen Leuchtturms der Nation aus. Sie war das Resultat aufwendiger Recherche, ausgewogen dargestellt. Für nichts anderes ist die Krone bekannt, das muss einem der Neid lassen.
Denn nicht nur bei der Tierecke, auch beim Enthüllungsjournalismus hat die Krone die Nase vorn. Da können sich andere Blätter noch so anstrengen, niemand kann ihr da das Wasser reichen. Lange Zeit war diese Mission sogar Chefsache. Heute soll es ein leidenschaftliches Team von Journalisten sein, das täglich eine Enthüllung präsentiert. Zu sehen meist auf Seite fünf oder sieben.