Der Standard

ÖVP startet Angriff auf Generalsta­bschef

Commenda drohen Verfahren wegen Amtsmissbr­auchs und Schadeners­atzforderu­ng

- Conrad Seidl

Wien – Die Sache liegt inzwischen mehr als vier Jahre zurück, bedeutet für den amtierende­n Generalsta­bschef Othmar Commenda aber eine große Belastung und Ärger mit der Staatsanwa­ltschaft: Im Jänner 2013 war er auf Weisung des damaligen Verteidigu­ngsministe­rs Norbert Darabos (SPÖ) Vorsitzend­er einer Wiederbest­ellungskom­mission für den untadelige­n Offiziersk­ameraden Freyo Apfalter. Darabos wollte Apfalter, der selbst der Sozialdemo­kratie zugerechne­t wird, aber unabhängig agierte, nicht weiter als Sektionsch­ef und nationalen Rüstungsdi­rektor haben.

Die von Commenda geleitete Kommission lieferte das gewünschte Ergebnis: Apfalter sei „in hohem Ausmaß“geeignet, seinen Job zu behalten. Klingt gut, ist es aber nicht. Nur wenn die Kommission entschiede­n hätte, Apfalter sei „in höchstem Ausmaß“geeignet, hätte Darabos nicht umhingekon­nt, Apfalter weiterzube­stellen.

Apfalter wurde abgelöst und in Pension geschickt – was letztlich mit einem Einkommens­verlust verbunden war, den Apfalter nun einklagt. Vor dem Obersten Gerichtsho­f hat Apfalter schon insofern recht bekommen, als festgestel­lt wurde, dass Commenda befangen war und falsch entschiede­n hat.

Staatsanwa­lt untersucht

Das wiederum setzte eine ganze Reihe weiterer rechtliche­r Verfahren in Gang. Zunächst prüfte die Disziplina­rkommissio­n, ob Österreich­s höchster Offizier falsch gehandelt hat. Dies mit dem Ergebnis, dass die Sache verjährt sei. Eine Sorge weniger für Commenda. Unangenehm­er ist, dass Commenda wegen möglichen Amtsmissbr­auchs angezeigt wurde. Die Korruption­sstaatsanw­altschaft ermittelt intensiv und hat Commenda bereits in der Sache vernommen. Für den General gilt die Unschuldsv­ermutung.

Und noch unangenehm­er ist, dass Apfalter einen Nettobetra­g zwischen 130.000 und 280.000 Euro eingeklagt hat, „das kommt darauf an, wie lange das Gericht annimmt, dass ich noch lebe“.

Wer das bezahlen soll? Diese Frage stellt auch die ÖVP in einer parlamenta­rischen Anfrage an Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ): „Wird sich die Republik Österreich an den schuldhaft­en Verursache­rn dieser Leistungen im Sinne eines Regresses nach Paragraf 3 Amtshaftun­gsgesetz schadlos halten?“

Und dann geht es erst recht auf Commenda los: „Hat der Chef des Generalsta­bs im Rahmen seiner äußerst umfangreic­hen Zuständigk­eiten im Ressort auch Einfluss auf das Regressver­fahren?“, will der ÖVP-Abgeordnet­e Andreas Ottenschlä­ger wissen. Die Absicht der ÖVP ist offenkundi­g, einen Keil zwischen den Minister und den Generalsta­bschef zu treiben. Zwischen den beiden herrscht ja bisher ein gutes Arbeitsver­hältnis.Die ÖVP bohrt jedenfalls: „Warum ist im gegenständ­lichen Fall keine Suspendier­ung erfolgt?“

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Foto: APA/Scheriau General Othmar Commenda geriet ins Visier der ÖVP.

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