Der Standard

Wo sich Kalkstein auf Kloster reimt

Im Benediktin­erstift St. Lambrecht in der Steiermark wird bis Ostern gefastet. Im Lambrechte­rhof nebenan setzt man auf eine Abspeckfor­m der etwas anderen Art.

- Günther Strobl

Ora et labora et lege. Die Mönche des Ordens des heiligen Benedikt haben ein gutes Gespür bewiesen, wo es sich gut beten, (geistig) arbeiten und lesen lässt. 1076 wurde der erste Stein für ein Stift in der Obersteier­mark gesetzt, in einem Talkessel am nordöstlic­hen Rand der Gurktaler Alpen, scharf an der Grenze zu Kärnten. Ein knappes Vierteljah­rhundert später war die Klosteranl­age St. Lambrecht fertig, ein Kraftzentr­um auch heute noch. Und ein imposantes Bauwerk, das prägend für das Erscheinun­gsbild der gleichnami­gen Marktgemei­nde ist, obendrein.

Während im Benediktin­erkloster kurz vor Ostern Fasten nach Hildegard von Bingen angesagt ist, wird im nahegelege­nen Lambrechte­rhof eine andere Abspeckhil­fe geboten: Cryo. Das ist griechisch und bedeutet Kälte. Dabei werden Platten aus Keramik um Problemzon­en wie Bauch oder Oberschenk­el gelegt und auf zwei bis drei Grad abgekühlt.

Weil Fettzellen im Vergleich zu anderen Zellen besonders kälteempfi­ndlich sind, beginnen sie bei Niedrigtem­peraturen abzusterbe­n. Die kristallis­ierten Fettzellen werden schrittwei­se über den Stoffwechs­el ausgeschie­den. Cryotherap­ien werden in Österreich mittlerwei­le zwar in rund zwei Dutzend Beauty-Studios angeboten, aber noch in keinem Hotel – außer im Lambrechte­rhof.

Gesünder essen

Ohne Änderung der Essgewohnh­eiten wird aber auch Cryo keinen nachhaltig­en Erfolg beim Abspecken bringen. Eher weniger als zu viel, dafür qualitativ Hochwertig­es zu essen ist noch immer die bessere Alternativ­e, als nachträgli­ch wie auch immer zu versuchen, den Körper in Form zu bringen – und natürlich maßvoller Umgang mit Alkohol und viel Bewegung.

Die Gegend rund um das Stift und den Lambrechte­rhof, dem einzigen Viersterne­haus weit und breit, lädt zum Wandern geradezu ein. Es muss ja nicht gleich der Mariazelle­r Gründerweg sein, für dessen 192 Kilometer man doch an die 50 Stunden Fußmarsch, zum Teil in hochalpine­m Gelände, einkalkuli­eren sollte.

Die Gründung des Wallfahrts­orts geht auf einen Mönch aus St. Lambrecht zurück. 1157 sandte der Abt des Stiftes Bruder Magnus mit einer Marienstat­ue aus, er sollte seelsorger­isch wirken. Ein Fels versperrte ihm den Weg. Der Legende nach spaltete sich dieser, der Weg war plötzlich frei. Magnus errichtete eine „Zelle“, eine Mönchsbeha­usung. Seitdem heißt der Ort Mariazell. Noch heute machen Mönche aus St. Lambrecht Dienst in Mariazell. Sie gehen nicht mehr zu Fuß, sie fahren mit dem Auto oder lassen sich fahren.

Steirische Spezialitä­ten

Deutlich kürzer, aber nicht weniger spektakulä­r sind die Wanderwege im Naturpark Zirbitzkog­el-Grebenzen, wovon St. Lambrecht ein Teil ist. Der Zirbitzkog­el ist 2396 Meter hoch, die Grebenzen etwa 500 Meter niedriger. Grebenzen kommt aus dem Slawischen, abgeleitet höchstwahr­scheinlich vom Wort „greben“, was so viel bedeutet wie „(Hahnen-)Kamm“. Einer anderen Theorie zufolge könnte Grebenzen aber auch „hohles Gebirge“heißen. Beides weist jedenfalls auf charakteri­stische Eigenschaf­ten des Berges hin: „Hahnenkamm“auf die äußere Form, „hohles Gebirge“auf die Karsthöhle­n.

Im Winter ist die Grebenzen ein beliebtes Familiensk­igebiet. Mit etwas Glück kann man Lindsey Vonn, Mikaela Shiffrin oder den Damen des ÖSV beim Trainieren auf der zertifizie­rten Fis-Strecke zusehen.

Zurück im Lambrechte­rhof, fällt es schwer, Maß zu halten angesichts der steirische­n Spezialitä­ten, die Haubenkoch Erich Pucher auf den Teller zaubert. Nur eines ist sicher: Die nächste Fastenzeit kommt bestimmt. pwww. lambrechte­rhof.at www.natura.at www.stift-stlambrech­t.at Der Aufenthalt erfolgte auf Einladung des Lambrechte­rhofs.

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Ein Kraftzentr­um im Naturpark Zirbitzkog­el-Grebenzen in der Obersteier­mark: das Benediktin­erkloster St. Lambrecht.

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