Schädelbohrungen im Spital der Erlösung
Premiere von „Parsifal“an der Staatsoper: Regisseur Alvis Hermanis verlegt die Gralsritter auf die Baumgartner Höhe. Seine Gedankenspielerei bleibt konzeptuell jedoch etwas unentschlossen. Applaus für die guten Sänger, Buhs für Dirigent und Regisseur.
Wien – Hoch oben, auf der Baumgartner Höhe, ordinieren zwei Wagner-Fans, beseelt von der Heilkraft der Musik. Doktor Gurnemanz ist der Psychoanalyse, der Spiritualität wie der Opernfamilienaufstellung zugeneigt. Dies hindert ihn allerdings nicht daran, Kundry, die ihm offensichtlich vertraut, im Käfig schlafen zu lassen. Die Moderne und die Wissenschaft von der Seele tragen noch Vorurteile mit sich.
Kollege und Konkurrent Klingsor jedenfalls, der im ersten Akt vorbeikommt, um Kundry samt Käfig abzuholen, forscht eher noch brutaler in der Pathologie. Zwar steht dort Freuds Analysecouch für Kundry bereit. Den Medikus, der sich auch auf Hypnose versteht, treibt jedoch ein dunkler Ehrgeiz, der mit der Erforschung des Unbewussten nichts gemein hat.
Er drängt ihn, naturgesetzliche Fakten zu pulverisieren: Mit der Kälte eines Besessenen sucht dieser Doktor Frankenstein so etwas wie die Formel für das ewige Leben. Er betreibt mit Elektroschocks und Schädelbohrungen die Wiederbelebung von Toten.
Irgendwo in diesem Gruselambiente liegt auch Parsifals Mutter, deren Leiche zu begegnen dem reinen Toren in Klingsors Kammer des Schreckens später vergönnt sein wird.
Es finden sich in der Inszenierung von Regisseur und Bühnenbildner Alvis Hermanis also Ideen und starke psychologische Details, Momente, in denen die Figurengestaltung hochdramatisch abhebt: Wie Kundry – im ersten Akt – leidgebeutelt und schuldbeladen herumtobt, um am Erlösungsschluss überraschend Parsifals Rolle einzunehmen, ist erfrischend. (Nina Stemme punktet mit hochdramatischer Intensität).
Zudem: Wie bedeutungsvoll Parsifals Blick schon zu Beginn auf Kundry fällt oder wie packend der grandios singende Gerald Finley Amfortas’ Leiden (er wurde von Klingsor angebohrt, daher Kopfwunde) umsetzt, ist hochambitio-