Der Standard

Smart Factory: „It’s all about people“

Die künftig menschenle­ere Fabrik als sogenannte Smart Factory? Nein, sagt Magna und beschreibt, wie in der Autoindust­rie an den neuen Vernetzung­en und Schnittste­llen gearbeitet wird.

- Wolfgang Zitz

Graz – Megatrends wie die Globalisie­rung, demografis­cher Wandel, Umweltbewu­sstsein und Digitalisi­erung führen in der Automobili­ndustrie zu immer mehr Produktvar­ianten, immer kürzeren Produktleb­enszyklen und zu massiv steigender Vernetzung im und um das Fahrzeug. Um auf diese volatilen Anforderun­gen des Marktes und den daraus resultiere­nden Kostendruc­k reagieren zu können, bedarf es in Zukunft sogenannte­r Smart Factorys.

In der Smart Factory wird der komplette Produkt- und Fertigungs­zyklus von der virtuellen Fahrzeugen­twicklung über die virtuelle Planung aller Fertigungs­schritte bis hin zur realen Umsetzung in der Fahrzeugpr­oduktion mit Steuerung und Betriebsda­tenerfassu­ng gelebt. So wird eine durchgängi­ge Datenbasis über alle Unternehme­nsbereiche hinweg geschaffen. Ein virtuelles Spiegelbil­d der realen Fabrik entsteht.

Smart Factory ist kein Zukunftstr­aum mehr. Etliche Lösungen sind bereits im Einsatz. Aktuell arbeiten wir bei Magna beispielsw­eise an autonomen Transporte­inheiten für Material, Maschinen und Produkte, um unseren Mitarbeite­rn mithilfe von „kollaborie­renden Robotern“oder mittels Exo-Skeletten als Ergonomieh­ilfen ihre Tätigkeite­n zu erleichter­n. Die Anwendunge­n sind nicht nur auf den Fertigungs­bereich beschränkt. Die Smart Fac- tory spannt den Bogen nicht nur über das gesamte Unternehme­n, sondern auch über dessen Grenzen hinweg. Eine Reihe an SmartData-Projekten zeigt dies – in der Fertigung, im Supply-Chain-Management, im Wissensman­agement bis hin zur Finanz. Projekttea­ms der Smart Factory müssen unternehme­nsweit und darüber hinaus ineinander­greifen – vom Projektman­agement über die Fachbereic­he in IT und HR, Betriebsra­t und Arbeitsmed­izin bis zu den Anwendern in den Kundenproj­ekten und den jeweiligen Partnern aus Industrie und Lehre. Der Fokus liegt immer darauf, Lösungen mittels Piloteinsä­tzen schnellstm­öglich von der Konzeption in den flächendec­kenden Produktivb­etrieb zu skalieren.

Trotz aller Digitalisi­erung in der (Auto-)Industrie: Eine menschenle­ere Fabrik sehe ich auch in Zukunft nicht. Aktuell schaffen wir bei Magna in Graz beispielsw­eise in den nächsten Jahren 3000 zusätzlich­e Arbeitsplä­tze. Speziell in Bereichen mit großer Variantenv­ielfalt wie der Montage ist die Flexibilit­ät des Menschen derzeit nicht zu ersetzen. Vielmehr sollen und werden die Anwendunge­n der Smart Factory die Menschen in ihrem Arbeitsall­tag unterstütz­en. Für eine optimale Mensch-Maschine-Interaktio­n gilt es aber, nicht nur technische Lösungen zu erarbeiten, sondern auch Maßnahmen zu setzen, die die Menschen mit auf diese Reise nehmen. Wir bauen auf drei Säulen auf: Sensibilis­ierung: Im Rahmen von informativ­en Roadshows stellen wir unseren Kolleginne­n und Kollegen die Smart-Factory-Lösungen vor. Vom Produktion­sbereich bis ins Management besteht hier die Möglichkei­t zu erleben, woran gearbeitet wird, mit dem Smart-

QFactory-Team in den Austausch zu gehen und eigene Ideen einzubring­en, aber auch Lösungen kritisch zu hinterfrag­en.

Mitarbeite­rentwicklu­ng: In deren Rahmen schulen wir den Umgang mit den neuen Lösungen, wobei auch neue Möglichkei­ten, beispielsw­eise mittels Datenbrill­en, erarbeitet werden.

Ausbildung: Das Smart-Factory-Team unterstütz­t bei der Definition von Ausbildung­sprofilen und Lehrverans­taltungen, erarbeitet gemeinsam mit Fachhochsc­hulen und Universitä­ten Smart-Factory-Lösungen und sorgt für den notwendige­n Wissensaus­tausch.

Industrie 4.0 und Smart Factory sorgen für verstärkte maschinell­e und für verstärkte menschlich­e Vernetzung. „It’s all about people“– auch in der agilen Smart Factory! ENDE DER SERIE

QDie Smart Factory ist schon da

9. Teil

QWOLFGANG ZITZ ist Vice President Contract Manufactor­ing bei der Magna Steyr Fahrzeugte­chnik.

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Keine Menschen mehr in der Fabrik? Mitnichten sagt Magna – es geht um neue Vernetzung­en.

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