Smart Factory: „It’s all about people“
Die künftig menschenleere Fabrik als sogenannte Smart Factory? Nein, sagt Magna und beschreibt, wie in der Autoindustrie an den neuen Vernetzungen und Schnittstellen gearbeitet wird.
Graz – Megatrends wie die Globalisierung, demografischer Wandel, Umweltbewusstsein und Digitalisierung führen in der Automobilindustrie zu immer mehr Produktvarianten, immer kürzeren Produktlebenszyklen und zu massiv steigender Vernetzung im und um das Fahrzeug. Um auf diese volatilen Anforderungen des Marktes und den daraus resultierenden Kostendruck reagieren zu können, bedarf es in Zukunft sogenannter Smart Factorys.
In der Smart Factory wird der komplette Produkt- und Fertigungszyklus von der virtuellen Fahrzeugentwicklung über die virtuelle Planung aller Fertigungsschritte bis hin zur realen Umsetzung in der Fahrzeugproduktion mit Steuerung und Betriebsdatenerfassung gelebt. So wird eine durchgängige Datenbasis über alle Unternehmensbereiche hinweg geschaffen. Ein virtuelles Spiegelbild der realen Fabrik entsteht.
Smart Factory ist kein Zukunftstraum mehr. Etliche Lösungen sind bereits im Einsatz. Aktuell arbeiten wir bei Magna beispielsweise an autonomen Transporteinheiten für Material, Maschinen und Produkte, um unseren Mitarbeitern mithilfe von „kollaborierenden Robotern“oder mittels Exo-Skeletten als Ergonomiehilfen ihre Tätigkeiten zu erleichtern. Die Anwendungen sind nicht nur auf den Fertigungsbereich beschränkt. Die Smart Fac- tory spannt den Bogen nicht nur über das gesamte Unternehmen, sondern auch über dessen Grenzen hinweg. Eine Reihe an SmartData-Projekten zeigt dies – in der Fertigung, im Supply-Chain-Management, im Wissensmanagement bis hin zur Finanz. Projektteams der Smart Factory müssen unternehmensweit und darüber hinaus ineinandergreifen – vom Projektmanagement über die Fachbereiche in IT und HR, Betriebsrat und Arbeitsmedizin bis zu den Anwendern in den Kundenprojekten und den jeweiligen Partnern aus Industrie und Lehre. Der Fokus liegt immer darauf, Lösungen mittels Piloteinsätzen schnellstmöglich von der Konzeption in den flächendeckenden Produktivbetrieb zu skalieren.
Trotz aller Digitalisierung in der (Auto-)Industrie: Eine menschenleere Fabrik sehe ich auch in Zukunft nicht. Aktuell schaffen wir bei Magna in Graz beispielsweise in den nächsten Jahren 3000 zusätzliche Arbeitsplätze. Speziell in Bereichen mit großer Variantenvielfalt wie der Montage ist die Flexibilität des Menschen derzeit nicht zu ersetzen. Vielmehr sollen und werden die Anwendungen der Smart Factory die Menschen in ihrem Arbeitsalltag unterstützen. Für eine optimale Mensch-Maschine-Interaktion gilt es aber, nicht nur technische Lösungen zu erarbeiten, sondern auch Maßnahmen zu setzen, die die Menschen mit auf diese Reise nehmen. Wir bauen auf drei Säulen auf: Sensibilisierung: Im Rahmen von informativen Roadshows stellen wir unseren Kolleginnen und Kollegen die Smart-Factory-Lösungen vor. Vom Produktionsbereich bis ins Management besteht hier die Möglichkeit zu erleben, woran gearbeitet wird, mit dem Smart-
QFactory-Team in den Austausch zu gehen und eigene Ideen einzubringen, aber auch Lösungen kritisch zu hinterfragen.
Mitarbeiterentwicklung: In deren Rahmen schulen wir den Umgang mit den neuen Lösungen, wobei auch neue Möglichkeiten, beispielsweise mittels Datenbrillen, erarbeitet werden.
Ausbildung: Das Smart-Factory-Team unterstützt bei der Definition von Ausbildungsprofilen und Lehrveranstaltungen, erarbeitet gemeinsam mit Fachhochschulen und Universitäten Smart-Factory-Lösungen und sorgt für den notwendigen Wissensaustausch.
Industrie 4.0 und Smart Factory sorgen für verstärkte maschinelle und für verstärkte menschliche Vernetzung. „It’s all about people“– auch in der agilen Smart Factory! ENDE DER SERIE
QDie Smart Factory ist schon da
9. Teil
QWOLFGANG ZITZ ist Vice President Contract Manufactoring bei der Magna Steyr Fahrzeugtechnik.