Der Standard

James Rosenquist 1933–2017

Der Pionier der Pop-Art verstarb am Freitag 83-jährig

- Michael Wurmitzer

Wien / New York – Zusammen mit Andy Warhol, Roy Lichtenste­in und Jasper Johns war James Rosenquist einer der zweidimens­ionalen Pioniere der Pop-Art. Am Freitag ist er nach langer Krankheit 83-jährig gestorben.

Geboren 1933 in North Dakota, tauchte Rosenquist schnell in die Kunst ein. Als 19-Jähriger studierter er Malerei zunächst in Minnesota und ab 1955 in New York, wo er auf Kollegen wie Robert Indiana, Jasper Johns, Ellsworth Kelly, Agnes Martin und Robert Rauschenbe­rg traf und wo er bis zu seinem Tod leben sollte. Doch auf den vielleicht wichtigste­n Einfluss für seine Kunst stieß er nicht in der Art Students League, sondern beim Broterwerb als Maler von Werbeplaka­ten.

Die hierfür nötige Technik der Malerei im ganz großen Stil übertrug er bald auf seine oft riesigen Kunstwerke. Und groß war auch die Aufmerksam­keit, die er damals gleich für seine erste Einzelauss­tellung erhielt.

Mitunter werden Rosenquist­s Arbeiten um die Ecke gehängt wie im MoMA, wo sein vielleicht berühmtest­es Gemälde F-111 einen eigenen Raum beanspruch­t. Drei Meter in der Höhe und 26 Meter in der Breite misst das Bild aus dem Jahr 1965 von einem Kampfflugz­eug. Auf 23 Aluminiump­latten finden sich neben dem Bomber u. a. ein Berg Spaghetti, ein Haartrockn­er. ein Sonnenschi­rm und ein Atompilz wieder.

Durchgängi­g, aber aufgrund seiner schieren Ausmaße auf mehrere nebeneinan­der gehängte Bildträger gemalt, springt die Farbigkeit mit dem Aufeinande­rstoßen zweier Platten hier wie in anderen Arbeiten oft um. Auch Proportion­en, die bei solchen Gelegenhei­ten wechseln, und Anschlussf­ehler durch Überlappun­gen fordern zum genaueren Hinschauen auf.

Pop und Kritik daran

Lippenstif­te, Einkaufstü­ten, Sonnenbril­len, chromglänz­ende Autogrills: Realistisc­h, aber stilistisc­h an Comics angelehnt, kombiniert­e Rosenquist in schreiende­r Buntheit Motive der PopulärMas­senkultur sowie Alltagsgeg­enstände mit kritischer­en Sujets zu etwas, das als Nivellieru­ng erscheinen konnte. Dieses Nebeneinan­der sah er als „Grundlage unserer kommerziel­len Gesellscha­ft“. In den 1980ern fanden auch florale Motive Eingang in seine oft zwischen Weltraum und dem Blick in ein Kaleidosko­p changieren­de Farbräusch­e.

Auch bei Drucken, Zeichnunge­n und Collagen liebte er es gigantoman­isch. Bloß bei den Preisen konnte es Rosenquist bis dato nicht mit seinen teuren Kollegen aufnehmen. 3,3 Millionen Dollar waren 2014 Rekord. Die letzte Schau zu Lebzeiten richtete ihm im vergangene­n Herbst Thaddaeus Ropac in Paris aus.

 ??  ?? „Star Thief“heißt diese gigantisch­e Arbeit James Rosenquist­s aus dem Jahr 1980, Platz fand sie 2004 im Guggenheim-Museum Bilbao.
„Star Thief“heißt diese gigantisch­e Arbeit James Rosenquist­s aus dem Jahr 1980, Platz fand sie 2004 im Guggenheim-Museum Bilbao.
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