Wie eine KZ-Aufseherin zum NS- Opfer wurde
Laut Todeserklärung des Gerichts Ried im Innkreis soll Maria Mandl im KZ verstorben sein. In Wahrheit wurde sie als Kriegsverbrecherin gehängt. Das MauthausenKomitee kritisiert die Täter-Opfer-Umkehr.
Münzkirchen/Ried – Maria Mandl war eine gefürchtete Oberaufseherin im Konzentrationslager Auschwitz. Sie war für ihre Grausamkeit und Brutalität bekannt und wurde „die Bestie“genannt. Geboren wurde Mandl am 10. Jänner 1912 in Münzkirchen im Innviertel. Seit 1938 war sie Mitglied der SS und vor Auschwitz auch im KZ Lichtenburg und im KZ Ravensbrück als Aufseherin tätig.
Für Aufsehen sorgt nun ihre Todeserklärung vom Kreisgericht Ried aus dem Jahr 1975. „Die österreichische Justiz widmete die NS-Massenmörderin zum KZOpfer um“, kritisiert das Mauthausen-Komitee. In dem Dokument heißt es, Maria Mandl „wurde im Jahre 1939 in ein deutsches Konzentrationslager eingeliefert. Seither fehlt jede Nachricht von ihr. Angeblich soll sie dort verstorben sein.“Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ried wurde Mandl mit 31. 12. 1944 für tot erklärt.
In Wahrheit wurde Mandl nach dem Ende des NS-Regimes an Polen ausgeliefert und 1947 in Krakau angeklagt. Ihr wurde vorgeworfen, an Selektionen für die Gaskammern und medizinischen Experimenten teilgenommen zu haben. Sie soll Häftlinge misshandelt, geschlagen und gefoltert haben. Das oberste Volkstribunal verurteilte die Kriegsverbrecherin zum Tode. Sie wurde am 24. Jänner 1948 gehängt.
In dem Dokument heißt es weiter: „Der Anspruch gründet sich auf die gepflogenen Erhebungen, insbesondere auf die Mitteilungen des Marktgemeindesamts Münzkirchen und des internationalen Suchdienstes in Arolsen (BRD).“
In Münzkirchen kann man sich nicht erklären, wie es zu der falschen Todeserklärung gekommen ist. „Ich kenne das Dokument seit kurzem“, sagt der Bürgermeister Helmut Schopf (SPÖ). In den alten Akten sei nur eine Kopie gelegen. Eine Aufarbeitung in der Gemeinde sei nicht geplant, erklärt der Bürgermeister. „Das ist offen auf dem Tisch gelegen. Ihr Lebenslauf ist in Münzkirchen bekannt.“Der Bürgermeister verweist auf den Wikipedia-Eintrag der Gemeinde. Dort sei die Biografie von Maria Mandl verlinkt.
Das Mauthausen-Komitee will nun Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) ersuchen, die Richtigstellung der Todeserklärung von Maria Mandl zu veranlassen. „Das ist eine dreiste von der Justiz abgesegnete Geschichtsfälschung“, sagt Robert Eiter, Vorstand im Mauthausen-Komitee. „Es ist eine Verhöhnung der wirk- lichen KZ-Häftlinge, wenn man eine NS-Massenmörderin zu einer der ihren macht. Das ist absolut untragbar.“
Konzert mit Esther Bejarano
Im Frauenlager des KZ förderte Maria Mandl als Musikliebhaberin das Mädchenorchester von Auschwitz. Eine der Musikerinnen ist am Donnerstag in Salzburg zu sehen. Die 93-jährige KZ-Überlebende Esther Bejarano gibt zusammen mit den Kölner Rappern Microphone Mafia auf Einladung des KZ-Verbands Salzburg und des Gewerkschaftlichen Linksblocks ein Konzert im Jazzit. Bejarano meldete sich für das Mädchenorchester, ohne zuvor ein Akkordeon in der Hand gehabt zu haben.