Japans „Digital- Oma“als weltweites Vorbild
Geht es um Vermittlung von Computerkompetenz, sind meist jüngere Generationen gemeint. Aber auch Senioren können sich im digitalen Zeitalter entfalten, beweist die Japanerin Masako Wakamiya.
Tokio/Wien – Das Erlernen einer Programmiersprache ist kein leichtes Unterfangen. Aber trotz ihres rüstigen Alters lässt sich Wakamiya nicht von einer solchen Herausforderung abschrecken. Ihr erstes veröffentlichtes Programm ist ein Spiel für das iPhone. Es nennt sich Hinadan und kann kostenlos aus dem iTunes-Store heruntergeladen werden. Spieler müssen darin traditionelle japanische Puppen in der richtigen Anordnung platzieren.
Umgesetzt wurde es in Apples Programmiersprache Swift. Beigebracht wurde ihr diese von einem jungen Bekannten. Er erteilte ihr – ganz modern – Unterricht via Skype und Facebook-Messenger. Mit dem Projekt wollte die Pensionistin ein Spiel für Senioren schaffen und ihnen zeigen, dass neue Medien Spaß machen, zitiert sie das Onlineportal Mashable.
Umtriebige Seniorin
Den Einstieg ins Computerzeitalter hat die „Digital-Oma“im Alter von 60 Jahren gewagt und sich seither bemüht, mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Bei einem Vortrag am TEDx-Event in Tokio (http://dst.at/MWTED) bekräftigte sie ihre Begeisterung für moderne Technologien und die Chancen, die darin auch für ältere Menschen liegen.
Sie selbst betreibt im Netz einen „Computerklub für Senioren“. Außerdem zeigt sie, wie man etwa inderTa bellen kalkulationss oftwar e Microsoft Excel Bilder und Stickmuster gestalten oder Schriftkunst in Microsoft Paint betreiben kann. Dazu dokumentiert sie ihre Reisen in einem Videolog auf Youtube und betreut auch ein digitales Archiv für persönliche Erlebnisse von Menschen, die den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit in Japan erlebt haben. Das Projekt namens Mellow Denshoukan wurde sogar von den Vereinten Nationen ausgezeichnet.
Angebote in Österreich
Hierzulande bieten Einrichtungen wie das Seniorencolleg Kurse an, in denen älteren Zielgruppen Computer- und Internetkompetenz vermittelt wird. Institutionen wie das Wifi ermöglichen die Teilnahme an Schulungen für den Europäischen Computerführerschein (ECDL), die ebenfalls allen Altersgruppen offen stehen.
Der Telekomanbieter A1 richtet sich mit der Initiative „Internet für Alle“sowohl an junge Menschen als auch an Senioren. Seit Herbst 2011 hat man nach eigenen Angaben mehr als 8500 Workshops zu über 20 Themen mit insgesamt 115.000 Teilnehmern veranstaltet. 58 Prozent der Teilnehmer fallen in die Altersgruppe über 65. Die ältesten Teilnehmer bisher waren 87 Jahre alt. Man operiert in Wien, Salzburg und Klagenfurt, dazu tourt auch ein Team acht Wochen jährlich durch Städte und Gemeinden in ganz Österreich. Laut A1 wird das Programm sehr gut angenommen, Workshops seien bereits drei Monate im Vorfeld ausgebucht.
Kindern werden mittlerweile auch im Rahmen der Schulausbildung Grundkenntnisse im Umgang mit Computern beigebracht, mancherorts gibt es freiwillige Zusatzangebote für den Einstieg ins Programmieren. Das Schreiben von Programmen kann man sich auch per Smartphone beibringen. Die von der TU Graz entwickelte App Pocket Code richtet sich etwa an eine Zielgruppe von acht bis 14 Jahren und versucht, die Basics spielerisch zu vermitteln.