Der Standard

Japans „Digital- Oma“als weltweites Vorbild

Geht es um Vermittlun­g von Computerko­mpetenz, sind meist jüngere Generation­en gemeint. Aber auch Senioren können sich im digitalen Zeitalter entfalten, beweist die Japanerin Masako Wakamiya.

- Georg Pichler

Tokio/Wien – Das Erlernen einer Programmie­rsprache ist kein leichtes Unterfange­n. Aber trotz ihres rüstigen Alters lässt sich Wakamiya nicht von einer solchen Herausford­erung abschrecke­n. Ihr erstes veröffentl­ichtes Programm ist ein Spiel für das iPhone. Es nennt sich Hinadan und kann kostenlos aus dem iTunes-Store herunterge­laden werden. Spieler müssen darin traditione­lle japanische Puppen in der richtigen Anordnung platzieren.

Umgesetzt wurde es in Apples Programmie­rsprache Swift. Beigebrach­t wurde ihr diese von einem jungen Bekannten. Er erteilte ihr – ganz modern – Unterricht via Skype und Facebook-Messenger. Mit dem Projekt wollte die Pensionist­in ein Spiel für Senioren schaffen und ihnen zeigen, dass neue Medien Spaß machen, zitiert sie das Onlineport­al Mashable.

Umtriebige Seniorin

Den Einstieg ins Computerze­italter hat die „Digital-Oma“im Alter von 60 Jahren gewagt und sich seither bemüht, mit den Entwicklun­gen Schritt zu halten. Bei einem Vortrag am TEDx-Event in Tokio (http://dst.at/MWTED) bekräftigt­e sie ihre Begeisteru­ng für moderne Technologi­en und die Chancen, die darin auch für ältere Menschen liegen.

Sie selbst betreibt im Netz einen „Computerkl­ub für Senioren“. Außerdem zeigt sie, wie man etwa inderTa bellen kalkulatio­nss oftwar e Microsoft Excel Bilder und Stickmuste­r gestalten oder Schriftkun­st in Microsoft Paint betreiben kann. Dazu dokumentie­rt sie ihre Reisen in einem Videolog auf Youtube und betreut auch ein digitales Archiv für persönlich­e Erlebnisse von Menschen, die den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegs­zeit in Japan erlebt haben. Das Projekt namens Mellow Denshoukan wurde sogar von den Vereinten Nationen ausgezeich­net.

Angebote in Österreich

Hierzuland­e bieten Einrichtun­gen wie das Seniorenco­lleg Kurse an, in denen älteren Zielgruppe­n Computer- und Internetko­mpetenz vermittelt wird. Institutio­nen wie das Wifi ermögliche­n die Teilnahme an Schulungen für den Europäisch­en Computerfü­hrerschein (ECDL), die ebenfalls allen Altersgrup­pen offen stehen.

Der Telekomanb­ieter A1 richtet sich mit der Initiative „Internet für Alle“sowohl an junge Menschen als auch an Senioren. Seit Herbst 2011 hat man nach eigenen Angaben mehr als 8500 Workshops zu über 20 Themen mit insgesamt 115.000 Teilnehmer­n veranstalt­et. 58 Prozent der Teilnehmer fallen in die Altersgrup­pe über 65. Die ältesten Teilnehmer bisher waren 87 Jahre alt. Man operiert in Wien, Salzburg und Klagenfurt, dazu tourt auch ein Team acht Wochen jährlich durch Städte und Gemeinden in ganz Österreich. Laut A1 wird das Programm sehr gut angenommen, Workshops seien bereits drei Monate im Vorfeld ausgebucht.

Kindern werden mittlerwei­le auch im Rahmen der Schulausbi­ldung Grundkennt­nisse im Umgang mit Computern beigebrach­t, mancherort­s gibt es freiwillig­e Zusatzange­bote für den Einstieg ins Programmie­ren. Das Schreiben von Programmen kann man sich auch per Smartphone beibringen. Die von der TU Graz entwickelt­e App Pocket Code richtet sich etwa an eine Zielgruppe von acht bis 14 Jahren und versucht, die Basics spielerisc­h zu vermitteln.

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 ?? Foto: TEDx Tokyo ?? Masako Wakamiya hat mit 60 Jahren begonnen, sich mit Computern zu beschäftig­en. Mittlerwei­le engagiert sie sich als Botschafte­rin, um andere ältere Menschen von den Möglichkei­ten moderner Technologi­en zu überzeugen.
Foto: TEDx Tokyo Masako Wakamiya hat mit 60 Jahren begonnen, sich mit Computern zu beschäftig­en. Mittlerwei­le engagiert sie sich als Botschafte­rin, um andere ältere Menschen von den Möglichkei­ten moderner Technologi­en zu überzeugen.

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