Arkansas: Eile bei Exekutionen
US-Bundesstaat läuft Vorrat an Beruhigungsmitteln ab
Little Rock / Wien – Weil der Vorrat an einem Beruhigungsmittel bald abläuft, will der US-Bundesstaat Arkansas acht Männer in zehn Tagen hinrichten. So viele Menschen wurden in keinem Bundesstaat in so kurzer Zeit exekutiert, seit die Todesstrafe 1976 in den USA wiedereingeführt worden war. An jeweils zwei Tagen zwischen dem 17. und 27. April sollen vier Personen durch die Giftspritze sterben. Es wäre das erste Mal seit mehr als zehn Jahren, dass in Arkansas überhaupt ein Mensch hingerichtet wird.
Schwindende Vorräte
Der Grund für die Eile ist das Beruhigungsmittel Midazolam, das eines von drei Medikamenten ist, dass bei einer Exekution in dem Bundesstaat verabreicht wird. Die Vorräte können nicht mehr aufgefüllt werden, weil sich europäische Pharmafirmen weigern, ihr Medikament für Hinrichtungen zu liefern und gleichzeitig rückt das Ablaufdatum näher: Ende April ist es erreicht.
Deshalb entschied der Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson, im Februar, die Exekutionen im Eilverfahren durchzuziehen. In einem Statement zu National Public Radio sprach er von seiner „Pflicht als Gouverneur, sicherzustellen, dass rechtmäßige Urteile auch vollstreckt werden“. Außerdem würden dadurch die Fami- lien der Verbrechensopfer „einen Abschluss“erhalten, sagte Hutchinson.
Das Beruhigungsmittel Midazolam ist aber umstritten. So wirkte es offenbar in vorhergegangenen Hinrichtungen nicht gut genug. Joseph Wood kämpfte im Jahr 2014 fast zwei Stunden mit dem Tod. Es mussten im 15 Injektionen verabreicht werden, bis er starb. In einem Urteil von 2015 sah der Supreme Court aber keine Notwendigkeit, Hinrichtungen mit Midazolam zu verbieten.
Ein ehemaliger Gefängnisaufseher plädierte in einem Kommentar im Time-Magazin, dass mehr Zeit zwischen den Hinrichtungen eingeplant werde. Die Exekutionen würden nämlich auch die Angestellten unter großen Druck setzen. Mögliche Fehler würden sie ein Leben lang verfolgen, so der ehemalige Aufseher.
Fehlende Zeugen
Ob die Hinrichtungen zustande kommen, könnte aber auch an einer bürokratischen Hürde scheitern. Im Bundesstaat Arkansas müssen bei der Exekution sechs „rechtschaffende Bürger“als Zeugen anwesend sein. Doch die Gefängnisbehörde hat Schwierigkeiten, genug Freiwillige zu finden. Ihre Direktorin, Wendy Kelley, versuchte sogar bei einem örtlichen Rotary Club Zeugen zu rekrutieren. (bbl)