Der Standard

Wo die Ressorts auf externe Experten vertrauen

Mehr als 41 Millionen Euro gaben die einzelnen Ministerie­n im Vorjahr für externe Dienstleis­tungen aus. Die mit Abstand höchsten Kosten fielen im Verteidigu­ngsressort an – das hat auch mit den Eurofighte­rn zu tun.

- Günther Oswald

Wien – Beim Bund arbeiten nicht gerade wenige Menschen. Etwas mehr als 137.000 Planstelle­n waren es im Vorjahr. Dafür gab der Staat knapp 8,8 Milliarden Euro aus. In vielen Bereichen greifen die Ministerie­n aber dennoch auf externe Anbieter zurück.

Dabei geht es einerseits um klassische Strategie- und Politikber­atung, um Coachings, um Dienstleis­tungen im Bereich Marketing oder PR, anderersei­ts aber auch um Dinge wie Rechtsbera­tung oder auch Sicherheit­sleistunge­n, die nicht von der Polizei erbracht werden.

In welchem Ausmaß solche Dienste von den einzelnen Ministerie­n zugekauft werden, darüber gibt nun eine parlamenta­rische Anfrageser­ie von Neos-Justizspre­cher Nikolaus Scherak Aufschluss – zumindest einigermaß­en. Zu 100 Prozent vergleichb­ar sind die Antworten nicht. Justiz-, Finanzund Verkehrsmi­nisterium gaben beispielsw­eise an, es wäre für sie ein zu hoher Verwaltung­saufwand, wenn sie auch auswerten müssten, wie viel Geld sie für externe Schulungen ausgegeben haben. Die anderen Ministerie­n konnten das sehr wohl angeben.

Beim Verteidigu­ngsministe­rium, das mit fast 20 Millionen Euro mit Abstand am meisten Geld ( siehe Grafik) für zugekaufte Dienstleis­tungen ausgab, sind ein paar Sonderfakt­oren zu berücksich­tigen.

Ein großer Brocken (6,59 Millionen Euro) fließt dort für Personen- und Heeresgutt­ransporte an die ÖBB sowie an andere Transportu­nternehmen, mit denen das Heer zusammenar­beitet. Für Schulungen gab das Ressort 4,73 Millionen aus.

Was ebenfalls noch kräftig ins Gewicht fiel, war die Taskforce Eurofighte­r, die auch auf zahlreiche externe Experten zurückgrif­f. Kostenpunk­t: 3,4 Millionen Euro. Aber auch für „Mediaberat­ung und -einkauf“griff man tief in die Taschen. 950.000 Euro gingen im Vorjahr unter diesem Titel allein an die „Media Select GmbH“.

Zusätzlich externe Berater

Knapp 4,8 Millionen Euro gab das Wirtschaft­s- und Wissenscha­ftsressort für Dienstleis­tungen aus. Das ist aber noch nicht die ganze Wahrheit. Verwiesen wird noch auf eine andere Anfrage des FPÖ-Abgeordnet­en Wolfgang Klinger, laut der noch rund 560.000 Euro in sonstige „externe Berater“investiert wurden.

Ein Auszug einiger großer Kostenpunk­te im Ministeriu­m von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er: Für die Studierend­en-Sozialerhe­bung überwies man gut 113.000 Euro an das Institut für Höhere Studien. 256.000 Euro kostete die „Fortsetzun­g der internatio­nalen Marketingo­ffensive Forschungs­platz Österreich“, mit 91.000 Euro schlug das „Wissenscha­ftsbuch des Jahres“zu Buche.

Ebenfalls noch deutlich über vier Millionen Euro gab das Infrastruk­turministe­rium von Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) aus. Die größten Einzelzahl­ungen gingen dabei an die Bundesbesc­haffungsge­sellschaft. Etwas mehr als eine Million bekam diese für den „Betrieb einer Serviceste­lle für eine innovation­sfördernde öffentlich­e Beschaffun­g“. Aber auch Rechtsbera­tung kaufte man im ureigenste­n Bereich des Ressorts zu. Im Be- reich„ Vergabe von Eisenbahnv­erkehrs dienstleis­tungen“zahlte man 113.000 Euro für einen externen Juristen, weitere 114.000 kostete eine Rechts expertise im Bereich„ Beschaffun­g Schienen verkehrs dienstleis­tungen “.

Die vierthöchs­ten Ausgaben wies dasÖVP-Umwe lt ministeriu­m von An dräRuppr echter auf (etwas über 2,5 Millionen). Dort stechen einige PR-Aktivitäte­n ins Auge. 171.000 Euro kostete die Abwicklung des österreich­ischen Klima schutz preises ,166.000 Euro wurden für die PR „für klimaaktiv­es Bauen und Sanieren“ausgegeben. Darüber hinaus ließ man sich die „ganzjährig­e Beratung“durch die Wien Nord Werbeagent­ur noch 114.000 Euro kosten.

Schulauton­omie begleiten

Mitunter sind Studieno der Beratungs leistungen sehr nah anden Kompetenze­n, die eigentlich in den Ressorts vorhandens­ein sollten. Das Finanzmini­sterium ließ etwa für 90.000 Euro eine Studie beim Umweltbund­esamt zu den „budgetären­K osten von Treibhaus gasr edukt ions maßnahmen“anfertigen.

DasBil dungs ministeriu­m beauftragt­e die Pure Management GmbH mit der „Begleitung der Konzeption Schulauton­omie“und zahlte dafür etwas über 114.000 Euro. Dieselbe Firma bekam weitere 106.000 Euro für die „Begleitung der strategisc­hen Programmst­euerung Umsetzung Schulauton­omie“.

Unterm Strich wurden von allen Ressorts 42,2 Millionen Euro für externe Dienste ausgegeben. Alle Leistungen sind für 2016 aber noch nicht abgerechne­t. Und wie erwähnt: Nicht alle Ressorts gaben lückenlose Antworten. Die tatsächlic­he Summe dürfte also noch höher sein.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria