Der Standard

Familienbe­ihilfe: Bukarest warnt Wien

Eine Anpassung für Kinder, die in anderen EU- Staaten leben, sei rechtswidr­ig

- Adelheid Wölfl

Bukarest/Wien – Die Vorschläge aus Wien kommen in Bukarest gar nicht gut an. Die rumänische Regierung hat auf den Wunsch Österreich­s reagiert, die Familienbe­ihilfe für im Ausland lebende Kinder von EU-Bürgern den Lebenserha­ltungskost­en anzupassen. „Wir sind über die österreich­ischen Initiative­n besorgt, den Zugang zu Familienbe­ihilfe für Europäisch­e Arbeitskrä­fte einzuschrä­nken, deren Kinder in ihrem Herkunftsl­and leben“, so das Sozialmini­sterium zum STANDARD.

In Bukarest verweist man darauf, dass ein solches Gesetz in Österreich eine EU-Vertragsve­rletzung bedeuten würde. „Es wäre diskrimini­erend, wenn Arbeiter, die im selben Staat arbeiten und die gleichen Steuern und Abgaben verrichten, unterschie­dlich viel Familienhi­lfe beziehen würden“, so das Ministeriu­m.

Denn die Staaten, die von EUArbeitne­hmern Steuern einnehmen, sollten auch eine adäquate Unterstütz­ung für die soziale Sicherheit bereitstel­len, so das Argument aus Bukarest. Sowohl nach nationalem Recht als auch nach EU-Recht, müsse jegliche Diskrimini­erung aufgrund der Nationalit­ät verhindert werden.

Kommission soll reagieren

Rumänien sehe die von der EUKommissi­on initiierte Überprüfun­g der Verordnung­en zur Koordinier­ung der Sozialsyst­eme als eine Möglichkei­t an, diese noch zu verbessern und denkt nicht, dass diese Revision „zu einer Plattform für die Bewerbung ungleicher Behandlung von EU-Arbeitnehm­ern“umgewandel­t werde. „Weiters rechnen wir damit, dass die Kommission rasch reagiert, wenn solche Verstöße gegen die EU-Vorschrift­en stattfinde­n, sodass die Freiheiten der Union unbeeinträ­chtigt bleiben“, heißt es aus Bukarest. Bisher sei man mit den Aussagen von EU-Kommissari­n Marianne Thyssen sehr zufrieden.

Es sei zudem bekannt, dass die Arbeitnehm­ermobilitä­t zur ökonomisch­en Entwicklun­g des Gastlandes beitrage und „dass jegliches Hemmnis sich als Bumerang für diesen Staat erweisen würde“, warnt man die Österreich­er. Abgesehen davon sei es ein Faktum, dass die mobilen Arbeiter in der EU mehr in die Sozialsyst­eme einzahlen würden, als sie als Leistungen herausbekä­men. „Und Österreich ist da keine Ausnahme“, so das Ministeriu­m. Rumänien werde jedenfalls für den vollen Respekt der EU-Freiheiten bei seinen Partnern „kämpfen“.

Anstieg an Zahlungen

Im Vorjahr hat Österreich über 32 Millionen Euro an Familienbe­hilfe für Kinder von in Österreich arbeitende­n Rumänen ausbezahlt – im Jahr 2013 waren es 11,2 Millionen Euro. Österreich will mit der Anpassung an die Lebenserha­ltungskost­en in Osteuropa bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Insgesamt wurden im Vorjahr 132.000 Kinder in anderen EU-und EWR-Staaten mit 273 Millionen Euro unterstütz­t.

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In Rumänien sind die Lebenserha­ltungskost­en geringer, aber die Sozialleis­tungen sehr niedrig. Ein Fünftel lebt an der Armutsgren­ze.

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