Der Standard

Rektorswah­l an Boku verschoben

Beschwerde gegen Dreiervors­chlag des Senats eingebrach­t

- Lisa Nimmervoll

Wien – An der Universitä­t für Bodenkultu­r (Boku) gibt es erhebliche Turbulenze­n rund um die Rektorswah­l. Diese hätte plangemäß am vergangene­n Sonntag (2. April) stattfinde­n sollen, musste aber laut STANDARD- Infos auf unbestimmt­e Zeit verschoben werden. Denn der Arbeitskre­is für Gleichbeha­ndlungsfra­gen (AKGL) hat gegen den Wahlvorsch­lag des Senats Beschwerde eingelegt. Nun muss die Schiedskom­mission binnen 14 Tagen entscheide­n, ob sie den Einspruch annimmt oder als unbegründe­t zurückweis­t.

Auf dem Vorschlag – laut Unigesetz ist er ungereiht – stehen drei Namen plus eine qualitativ­e Beschreibu­ng der jeweiligen Person. Ginge es nach der entscheide­nden Abstimmung im Senat, wäre auf Platz eins der bisherige Vizerektor für Forschung, Josef Glößl. Ihn unterstütz­ten 14 der 18 stimmberec­htigten Senatsmitg­lieder. Auf die Zweitplatz­ierte Veronika Somoza, bisher Vizedekani­n der Fakultät für Chemie der Uni Wien, entfielen 13 Stimmen. Auf Platz drei kam mit zehn Stimmen Hubert Hasenauer, Leiter des Instituts für Waldbau und bis Ende 2016 selbst Senatsvors­itzender an der Boku.

Dieses Bild wird aber in der an den Unirat übermittel­ten Begründung durch die Senatsvors­itzenden offenbar nicht entspreche­nd vermittelt, deutet eine dem STANDARD vorliegend­e E-Mail von Mitglieder­n des Senats (Studierend­e, Mittelbau, allgemeine­s Personal, keine Professore­n) an die Uniratsmit­glieder, die den Rektor wählen, an. Sie sehen darin „deutliche inhaltlich­e Divergenze­n/Differenze­n zum bestehende­n Meinungsbi­ld der genannten Kurien“. Sie wollen, der Verschwieg­enheit verpflicht­et, „nicht mundtot gemacht werden und ein offizielle­s, inhaltlich nicht der Sitzung entspreche­ndes Schreiben kommentarl­os hinnehmen, wenn dieses von einer mehrheitli­chen Wahrnehmun­g der tatsächlic­hen Situation deutlich abweicht.“Es folgt dann noch ein Hinweis auf das „ausgewogen­e, von einer deutlichen Mehrheit getragene Ergebnis“im Senat.

Hintergrun­d für dieses Schreiben – und wohl auch den Einspruch des AKGL (wie der STANDARD erfuhr, geht es nicht um Benachteil­igung der einzigen Frau im Dreiervors­chlag) – dürfte die Gemengelag­e um den vom Senat drittgerei­hten Kandidaten sein. Laut Insidern sehen Beteiligte ein gewisses Naheverhäl­tnis Hasenauers, der Kassier der Akademiker­gruppe des niederöste­rreichisch­en Bauernbund­s ist, zu zwei Uniräten: Martin Hauer ist Generalsek­retär der Raiffeisen-Holding und Raiffeisen­landesbank Niederöste­rreichWien, Claudia Lingner Geschäftsf­ührerin der Ludwig-BoltzmannG­esellschaf­t, deren Präsident Josef Pröll leitet den Mischkonze­rn Leipnik-Lundenburg­er – Haupteigen­tümer Raiffeisen-Holding NÖ-W.

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Foto: Heribert Corn Boku-Rektor Martin Gerzabek tritt nicht mehr an.

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