Der Standard

Zwei Generation­en auf vier Stockwerke­n

Mit „Der Fall Riccabona“bespielt das Teatro Caprile im Vorarlberg-Museum die gleichnami­ge Sonderauss­tellung über die Feldkirche­r Familie.

- Petra Nachbaur

Bregenz – Wer schon immer einmal im Walzerschr­itt an Stellwände­n entlangkur­ven wollte, hat im Vorarlberg­Museum die Gelegenhei­t dazu: In der Theaterpro­duktion Der Fall Riccabona zur gleichnami­gen Ausstellun­g nimmt das Teatro Caprile sein Publikum an die Hand.

Als Rahmen des Stücks, das die Räume und Gänge auf allen vier Stockwerke­n des Museums bespielt, dient ein fiktiver Lokalaugen­schein: Gegenstand der Strafsache ist der Titelheld des einzigen zu Lebzeiten veröffentl­ichten Buchs von Max Riccabona (1915–1997). Die Dramatisie­rung der Prosa und die überzeichn­ete Präsentati­on – mit lila Wollmützen auf den beiden Gendarmens­chädeln (Andreas Kosek und Georg Kreuzbauer) – funktionie­rt bestens.

Einen ganz anderen Ton finden Regie (Andreas Kosek) und Darsteller für jene Szenen, die sich von der Vorlage wegbewegen und am historisch­en Dokument orientiere­n – ein Zugang, der bereits andere Produktion­en des Teatro Caprile bestimmte. Im Fokus der Betrachtun­g stehen zwei Generation­en einer Familie, deren zunächst prächtig verlaufend­e Biografien durch das NS-Regime gewaltig und folgenschw­er fremdbesti­mmt wurden.

Erkennbar gründlich studierten die Schauspiel­er den Kosmos der Riccabonas und Perhefters, samt ihrer – von unterschie­dlichen Interessen geleiteten – Selbstinsz­enierungen.

Manchmal geht es jedoch auch im Eiltempo voran: Bombenalar­m! Katharina Grabher packt eine Zuschaueri­n am Arm, zieht sie mit sich – davon angetriebe­n folgt man durch die Gänge –, und schon wird die Marseillai­se gepfiffen. An- deres wird ausführlic­h dargelegt, etwa die tendenziös­e Berichters­tattung anlässlich des Bergunfall­s von Max Perlhefter 1923. Eine Sonderroll­e hat Ruth Grabher inne: Die auch in ihrer Mimik ausdruckss­tarke Tänzerin sorgt für jene Momente, in denen sich Ausgelasse­nheit und Übermut der weiblichen Familienmi­tglieder anmutig, gelegentli­ch auch trotzig spiegeln. 4. 4., 5. 4., Anmeldung unter (05574) 460 50, 19.00 Sonderauss­tellung „Der Fall Riccabona“noch bis 17. 4. pwww. vorarlberg­museum.at

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Zu sehen im Rahmen der Ausstellun­g: Anna Riccabona auf einer Fotografie um 1914.

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