Der Standard

Schatten über Jamaika und der Leichtathl­etik

Das Dopingmitt­el Clenbutero­l ist verboten, die Einnahme wird aber nicht geahndet

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Berlin – Der Mexikaner Angel Heredia hat zahlreiche Leichtathl­etik-Olympiasie­ger mit verbotenen Substanzen versorgt, ehe er als Kronzeuge vor der US-Justiz auspackte. Laut eines Berichts der ARD über vom IOC nicht weiter verfolgte Fälle von Clenbutero­lNachweise­n bei Nachtests von Proben der Sommerspie­le 2008 in Peking erinnert sich Heredia an vorangegan­gene Kontakte mit Trainern aus Jamaika.

„Sie haben mich kontaktier­t und mich gefragt, ob Clenbutero­l für Sprinter geeignet sei“, sagte der frühere Doping-Dealer. „Sie wollten wissen, wie man Clenbu- terol am besten einsetzt. Ob es gut für schnelle Läufe ist und für die Regenerati­on. Hauptsächl­ich setzten sie es ein für bessere Regenerati­on und Sauerstoff­aufnahme sowie gegen Asthma“, sagte Heredia in dem Beitrag der ARD-Dopingreda­ktion.

Die Wahrschein­lichkeit, dass jamaikanis­che Athleten Clenbutero­l anlässlich der Spiele in Peking zu Dopingzwec­ken eingesetzt hätten, bezifferte Heredia mit „hundert Prozent“. Olivier Niggli, Generaldir­ektor der Welt-anti-Doping-Agentur (Wada), hatte zugegeben, dass ihm „jamaikanis­che Fälle mit sehr geringen Clenbute- rol-Mengen bekannt“seien. Es könne aber nicht ausgeschlo­ssen werden, dass die verbotene Substanz durch den Verzehr von kontaminie­rtem Fleisch in Athletenkö­rper gelangt sei. Zudem, so Niggli, sei der Clenbutero­l-Wert womöglich zu gering, so dass Disziplina­rverfahren nur wenig Erfolgsaus­sichten hätten.

Für Clenbutero­l hat die Wada keinen Grenzwert festgelegt. Jeder Fund, egal, wie gering die Menge, gilt somit als auffällige­r Dopingtest, folgert die ARD. Der langjährig­e Sportfunkt­ionär Richard Pound, Gründer der Wada, sieht das genauso. (red)

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