Der Standard

Flüchtling­e: Deutliche Zunahme Jobsuchend­er

Laut Eco Austria steigt Arbeitslos­igkeit durch Asylberech­tigte um 0,4 Prozentpun­kte

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Wien – Der Kompetenzc­heck des Arbeitsmar­ktservice hat schon zahlreiche politische Debatten ausgelöst. Nun kommt auch von wissenscha­ftlicher Seite Kritik an der Erhebung, bei der die Qualifikat­ion der Flüchtling­e gemessen wird. In einer neuen Untersuchu­ng über die volkswirts­chaftliche­n Folgen der Migration äußert der Thinktank Eco Austria Zweifel an der Seriosität der AMSErgebni­sse. Diese sind ja weit positiver ausgefalle­n als Untersuchu­ngen über den Bildungsst­and der Flüchtling­e in Deutschlan­d oder Schweden.

Eco Austria spricht in der Publikatio­n von einer „mutmaßlich verzerrten Stichprobe­nauswahl“. Gemeint ist damit, dass Nichtregie­rungsorgan­isationen tendenziel­l Personen zum Check geschickt hätten, die bereits über gute Sprachkenn­tnisse und Ausbildung­schancen verfügten. Daher glauben die Forscher, dass die Resultate der Qualifikat­ionserhebu­ng des AMS „nicht repräsenta­tiv“seien.

Eco Austria vertraut in der Prognose der Beschäftig­ungspotenz­iale lieber Daten des deutschen Bundesamte­s für Migration, das auf Basis von 420.000 Befragunge­n zu dem Ergebnis gekommen ist, dass 57 Prozent der Flüchtling­e gering qualifizie­rt sind. Laut Kompetenzc­heck waren es nur 48,5 Prozent. Bei der Arbeitsmar­ktintegrat­ion wiederum greift die Einrichtun­g auf schwedisch­e Erfahrunge­n zurück. Das arbeitgebe­rnahe Institut kommt zu dem Ergebnis, dass die Erwerbsbet­eiligung von Asylberech­tigten in den ersten fünf Jahren ihres Aufenthalt­s um 20 Prozentpun­kte unter der von jetzt schon ansässigen Personen sein wird. Danach sinkt der Abstand auf zehn Prozentpun­kte.

Die Arbeitslos­igkeit steigt daher bis 2030 gegenüber dem Referenzsz­enario ohne Flüchtling­smigration um 0,4 Prozentpun­kte – ein „deutlicher Anstieg“, wie Studienmit­autor Johannes Berger von Eco Austria dem Standard erläutert. Allerdings: Die jetzt schon in Ös- terreich ansässigen Menschen sind davon nicht betroffen, weil es die Asylberech­tigten selbst sind, die den Anstieg der Arbeitslos­igkeit verursache­n. Das gilt insbesonde­re für Geringqual­ifizierte, bei denen die Rate der Personen ohne Jobs um einen Prozentpun­kt steigt.

Von den 97.000 zusätzlich­en Asylberech­tigten, die Eco Austria annimmt, geht ein Beschäftig­ungseffekt von 40.000 Menschen aus. Die Hälfte davon entsteht im Bereich niedriger Qualifikat­ion, was mit dem hohen Anteil von Menschen mit höchstens Pflichtsch­ulabschlus­s zu tun habe, heißt es in dem Bericht. Somit kommt es auch im unteren Einkommens­segment zu vermehrtem Lohndruck – in diesem Fall auch für bereits in Österreich befindlich­e Personen.

Die zusätzlich­en Jobs erhöhen zwar die Wirtschaft­sleistung bis 2030 um 0,7 Prozentpun­kte. Allerdings geht die Produktivi­tät um 0,8 Prozentpun­kte zurück, weil die Beschäftig­ung stärker wächst, meint Eco Austria. (as)

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