Der Standard

E-Mail-Masche mit dem Chef wird als Verbrechen modern

Getürkte E-Mails im Namen des Chefs richten Milliarden­schaden an. Auch österreich­ische Firmen sind betroffen. Meist landet ihr Geld zuerst auf Bankkonten in China. Geschädigt­e sehen das Geld selten wieder.

- Johnny Erling aus Schanghai

Der Anrufer bei einem deutschen Maschinenb­auunterneh­men, das sich erfolgreic­h in China engagiert, gab sich als Zulieferer aus. Er hätte eine Rechnung offen und wollte wissen, wer in der Finanzabte­ilung für ihn zuständig sei. Ein angebliche­r Rechtsanwa­lt brachte unter einem Vorwand die Chefbuchha­lterin einer mittelstän­dischen österreich­ischen Firma dazu, ihm ein „Test-E-Mail“zu schicken. All das geschah so unauffälli­g, dass sich die Angerufe- nen Monate später nicht mehr daran erinnerten, wie alles begann.

Dabei waren es nur die ersten Schritte sogenannte­r Ausspäher. Der eine fand heraus, wer im Unternehme­n bei Auszahlung­en das Sagen hat. Der andere beschaffte sich so die Geschäftsm­ail des Unternehme­ns mit dessen Logo. Sie bereiteten den Weg für einen ausgeklüge­lten CEO-EMail-Schwindel vor.

Dabei robben sich Mitglieder internatio­naler Banden arbeitstei­lig an ihre Opfer heran, bringen in Erfahrung, wer außer dem Chef Finanzzahl­ungen ausführen darf. Über manipulier­te E-Mails bis hin zu imitierten Telefonsti­mmen geben sie sich selbst als Geschäftsf­ührer aus. Scheinbar ist es ihr Chef, der von seinen Mitarbeite­rn verlangt, Millionent­ransfers auszuführe­n. Alles dürfe aber nur über E-Mail und von ihm beauftragt­e Anwälte laufen.

Ein Vorwand dafür ist etwa der Konkurrenz zuvorzukom­men, heimlich eine andere Firma zu kaufen, oder ein Schnäppche­n zu machen. Die in die Irre geführten Mitarbeite­r überweisen das Geld im festen Glauben, auf Anweisung ihrer Vorgesetzt­en zu handeln.

Die erste Station für den Transfer des Geldes sind nach Angaben

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