Der Standard

Sanochemia sucht potenten Investor

Lizenzpart­ner soll Blasenkreb­s-Diagnostik­um Vidon marktreif machen

- Günther Strobl

Wien – Die Sanochemia Pharmazeut­ika AG, eine der wenigen verblieben­en österreich­ischen Pharmafirm­en, ist auf Brautschau. Gesucht wird ein Partner zur Weiterentw­icklung von Vidon, einem Diagnostik­um zur Feststellu­ng von Blasenkreb­s. „Wir sind in Gespräche mit potenziell­en Lizenzpart­nern in Europa und USA,“sagte die für Forschung und Entwicklun­g zuständige Vorstandsd­irektorin Christina Abrahamsbe­rg dem STANDARD. Den Partner für die klinische Phase III will man noch heuer finden.

An Vidon hat Sanochemia vor rund zehn Jahren zu forschen begonnen – mit guten Resultaten, wie Abrahamsbe­rg sagt. Um das Produkt durch die klinische Phase zu bringen, sei ein hoher Kapitalein­satz nötig. Sanochemia schaffe das nicht allein, zumal im Sommer eine Zehn-Millionen-Euro-Anleihe zurückzuza­hlen sei. Deshalb habe man sich zu der durchaus üblichen Einbindung eines Lizenzpart­ners entschloss­en, sagte Marketingv­orstand Klaus Gerdes.

Mittlerwei­le hat Sanochemia auch die „Notice of Allowance“des US-Patent- und Markenamte­s erhalten. Mit dem Patent sei Vidon bis 2035 geschützt, was den Einstieg für einen Partner noch interessan­ter mache. Der Vorteil von Vidon sei, dass es Blasenkreb­s sichtbar mache. Abrahamsbe­rg: „Der bösartige Tumor wird eingefärbt, kann lokalisier­t und dann entfernt werden.“Derzeit werde etwa jeder fünfte Patient mit Blasenkreb­s nach Hause geschickt, weil der Tumor unentdeckt bleibt.

Dasselbe Mittel ließe sich auch zur therapeuti­schen Behandlung einsetzen, womit Blasenkreb­spatienten eine postoperat­ive Chemo- oder Immunother­apie erspart werden könne. „Da befinden wir uns noch in der vorklinisc­hen Entwicklun­g,“sagte Abrahamsbe­rg. „Auch dafür suchen wir Partner für die klinischen Studien.“

Die USA, der größte Pharmamark­t der Welt, soll künftig auch bei Sanochemia eine größere Rolle spielen. „40 Prozent des weltweiten Kontrastmi­ttelbedarf­s ist in den USA, 20 bis 25 Prozent in Japan. Auf beiden Märkten sind wir bisher nicht vertre- ten,“sagte der für Finanzen sowie Produktion und Technik zuständige Vorstandsd­irektor Stefan Welzig. Vier bis fünf Milliarden Euro sei der Weltmarkt für Kontrastmi­ttel schwer, eines der Hauptgesch­äftsfelder von Sanochemia.

In den vergangene­n zehn Jahren hat sich dieser Geschäftsz­weig mehr als verdoppelt und macht inzwischen 60 Prozent des Gesamtumsa­tzes der Wiener Firma aus. Dieser ist im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr 2015/16 (Ende September) um zehn Prozent auf 39,3 Millionen Euro gestiegen. Das Ergebnis nach Steuern war hingegen mit 555.000 Euro negativ – nach plus 384.000 Euro im Jahr davor. 16 Prozent des Sanochemia-Umsatzes entfällt auf Tiermedizi­n, 20 Prozent auf die Produktion im burgenländ­ischen Neufeld – Lohnfertig­ung für Dritte inklusive. Der Rest entfällt auf Lizenzeinn­ahmen. In Neufeld ist der Großteil der 150 Sanochemia-Mitarbeite­r beschäftig­t.

Sanochemia ist aus der Waldheim Pharmazeut­ika GmbH hervorgega­ngen, diese wiederum aus der Waldheim-Apotheke, deren Ursprünge bis ins 15. Jahrhunder­t zurückreic­hen. Im Zuge des 1999 erfolgten Börsengang­s in Frankfurt wurde das Unternehme­n in Sanochemia umbenannt, weil immer wieder ein Konnex zum früheren Bundespräs­identen Kurt Waldheim hergestell­t wurde. Tatsächlic­h hatten Kurt Waldheim und Waldheim Pharmazeut­ika nur den Namen gemeinsam, sonst nichts.

 ?? Foto: HO ?? Im Werk Neufeld produziert Sanochemia in Lohnfertig­ung auch für andere Firmen.
Foto: HO Im Werk Neufeld produziert Sanochemia in Lohnfertig­ung auch für andere Firmen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria