Der Standard

Digitale Erpressung im Aufwind

Starker Anstieg der Ransomware-Fälle in Österreich

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Wien – Der Fall eines 19-jährigen Österreich­ers, der einen Erpressung­strojaner in Umlauf gebracht hat, hat vor kurzem für Aufmerksam­keit gesorgt. Der junge Mann hatte sich die Schadsoftw­are im Darknet gekauft und per E-Mail verbreitet. Bei einem oberösterr­eichischen Unternehme­n verschlüss­elte sie wichtige Firmendate­n, es entstand ein Schaden von 3000 Euro.

Ausgeforsc­ht wurde der Täter von der Sonderkomm­ission Clavis. Sie gehört zum Cybercrime Competence Center des Bundeskrim­inalamts (BKA) und wurde im Juni 2016 ins Leben gerufen, um dem wachsenden Problem mit Erpressers­oftware zu begegnen. Zwischen Juni und Dezember 2016 weist man 446 erfasste Fälle aus, zwischen Jänner und März 2017 bereits 259, erklärte man auf Anfrage des STANDARD. Im Monatsmitt­el bedeutet dies heuer schon eine Steigerung um ein Drittel.

Vor allem KMUs zeigen an

Die Dunkelziff­er ist laut BKA sehr hoch. Angezeigt werden Infektione­n vor allem von KMUs. Sie haben meist keine IT-Abteilung, sind aber stark auf die Daten auf ihren PCs angewiesen. Um den Betrieb aufrechtzu­erhalten, wird das Lösegeld daher häufig bezahlt. Private Opfer hingegen verzichten meist auf eine Anzeige und setzen ihre Rechner neu auf, da die darauf gespeicher­ten Daten oft „nicht so wichtig“seien. Große Firmen wiederum verfügen üblicherwe­ise über ein IT-Department, das Vorkehrung­en gegen solchen Gefahren trifft.

Bei der Aufklärung arbeitet die Soko Clavis mit Polizeibeh­örden auf der ganzen Welt zusammen, insbesonde­re Europol und Interpol. Mehrere Aspekte erschweren die Fahndung. So agieren die Hintermänn­er üblicherwe­ise über das Darknet, und das Lösegeld wird meist in Form der Kryptowähr­ung Bitcoin gefordert, deren System anonyme Überweisun­gen ermöglicht. Dazu stecken hinter Erpressung­strojanern oft mehrere Täter in verschiede­nen Ländern. „Sehr oft“stünden die Ermittler vor dem Problem, dass die Behörden einzelner Staaten nicht ausreichen­d kooperiert­en.

Betroffene­n rät man, Anzeige zu erstatten, denn ein größerer Pool an Beweisen und Spuren erleichter­t den Ermittlern die Arbeit. Benötigt man dringend Zugriff auf die verschlüss­elten Daten, so sollte man erst prüfen, ob es für den jeweiligen Schädling nicht bereits Entschlüss­elungstool­s gibt. Mehrere Behörden, darunter auch das BKA, bieten entspreche­nde Hilfsmitte­l und Prävention­sinfos unter NoMoreRans­om.org an. (gpi)

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Foto: Reuters / Regis Duvignau Ransomware verschlüss­elt PC-Daten und fordert Lösegeld.

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