Der Standard

Schlag gegen die Demokratie

- Andrej Ivanji

Wenn jemand bisher daran gezweifelt hat, wurde er nun eines Besseren belehrt: Aleksandar Vučić ist der unantastba­re Boss in Serbien. Direkt vom Volk gewählt, nimmt seine Autorität nun neue Ausmaße an. Er wird Chef der dominanten SNS bleiben, dadurch nach wie vor alle Strippen ziehen, einen folgsamen Mitläufer zum Premier ernennen und so durch die Hintertür ein autoritäre­s Präsidials­ystem einführen, in dem nur noch ein Mann alle Entscheidu­ngen fällt.

Für die Entwicklun­g der ohnehin fragilen serbischen Demokratie wird das verheerend sein. Nicht einmal Slobodan Milošević hatte so viel Macht wie Vučić. Der große Unterschie­d: Vučić genießt Unterstütz­ung des Westens.

Und solange er friedliche Regionalpo­litik führt, in der Flüchtling­spolitik kooperiert, den EU-Beitrittsv­erhandlung­en verpflicht­et ist, eine akzeptable Distanz zu Russland behält und das Sparprogra­mm des Internatio­nalen Währungsfo­nds durchsetzt, wird sich daran nichts ändern. Er wird als „Stabilität­sfaktor“behandelt werden.

Dass er dabei innenpolit­isch europäisch­e und demokratis­che Standards mit Füßen tritt, ist offenbar unwichtig für Brüssel und Washington; ebenso, dass sich die serbische Gesellscha­ft dadurch immer mehr von der EU entfernt und immer mehr Putins Russland gleicht. Langfristi­g kann nur der Ausbau unabhängig­er staatliche­r Institutio­nen und der Demokratie für Stabilität sorgen. Vučić tut das Gegenteil.

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