Der Standard

Ende der Loyalität

- Manuel Escher

Südafrikas Wählerinne­n und Wähler sind nicht zu beneiden: Während der Präsident mitten in der Nacht die erfolgreic­hsten Mitglieder seiner Regierung entlässt, weil sie staatliche Töpfe vor seinem Zugriff schützen, steckt die Opposition in der Krise. Die frühere Chefin der liberalen Demokratis­chen Allianz (DA), Helen Zille, hatte via Twitter die „guten Seiten des Kolonialis­mus“(Infrastruk­tur, Wasserrohr­e) gelobt. Ihr Nachfolger Mmusi Maimane kämpfte schon bisher gegen das Image der DA als „Partei der Weißen“. Vom Chaos profitiere­n die linksradik­alen Economic Freedom Fighters (EFF), deren Chef Julius Malema offen gewaltsame Revolution­en preist.

Die Lage ist deprimiere­nd, könnte sich aber als Chance erweisen. Viele im ANC sehen Zuma längst kritisch, haben sich aber aus Loyalität zurückgeha­lten – trotz der zahlreiche­n Skandale des Präsidente­n und seiner Getreuen. Für sie waren die Ereignisse der vergangene­n Woche ein Weckruf. Wenn sie nun auf eine Rückkehr zu verantwort­ungsvoller Politik pochen, könnte das ihr Image aufputzen, das durch die schlechte Regierungs­führung des ANC gelitten hat.

Doch der Weg zur Reform ist weit. Es ist fraglich, ob die Basis der Partei dafür zu gewinnen ist, die in den vergangene­n Jahren kaum von der Politik der möglichen Reformer profitiert­e, und für die Zumas Versprechu­ngen erfreulich klingen. Es ist aber die beste Chance, wieder auf den Pfad zurückzuke­hren, den Nelson Mandela einst betreten hat.

Newspapers in German

Newspapers from Austria