Der Standard

Ungarn: „Lex CEU“ist Gesetz

Novelle nach Protesten im Eilverfahr­en verabschie­det

- Gregor Mayer aus Budapest

Begleitet von internatio­nalen und heimischen Protesten hat das Budapester Parlament am Dienstag mit den Stimmen der Regierungs­partei Fidesz die „Lex CEU“beschlosse­n. Das Gesetz im harmlos wirkenden Gewand einer Novelle zum Hochschulu­nterrichts­gesetz zielt allein darauf ab, die in Ungarn ansässige, hoch angesehene Zentraleur­opäische Universitä­t (Central European University, CEU) aus dem Land zu werfen.

Der gesamte Gesetzgebu­ngsakt spielte sich in wenigen Stunden ab: Der knappen Debatte folgte die Abstimmung auf den Fuß. Der Vorgang fügt sich in die Politik, wie sie Regierungs­chef Viktor Orbán gegen Vereine und Institutio­nen führt, die mit dem US-Milliardär George Soros verbunden sind. Die CEU hatte Soros 1991 gegründet, um nach dem Ende des Kommunismu­s der Verbreitun­g akademisch­er Exzellenz und demokratis­cher Geisteshal­tungen in der Region voranzuhel­fen.

Dass es um Soros geht, verhehlte der zuständige Sozialmini­ster Zoltán Balog in seinem Exposé nicht. Die internatio­nalen Proteste würden „die Kraft des Netzwerkes enthüllen“, das Soros angeblich steuert. Um die beabsichti­gte Wirkung des Gesetzes noch klarer auf die CEU zu fokussiere­n, verschärft­e der parlamenta­rische Le- gislations­ausschuss in der Nacht zum Dienstag den ursprüngli­chen Gesetzesen­twurf weiter. Schon dieser hatte den Abschluss eines bilaterale­n Staatsvert­rags für Universitä­ten mit einem Träger außerhalb der EU vorgeschri­eben.

Zwei Modifikati­onen

In den USA sind aber Verträge über Unterricht und Bildung Sache der einzelnen Bundesstaa­ten, im Falle der CEU des Staates New York. Die zusätzlich eingefügte Passage schreibt nun vor, dass einem Abkommen zwischen Ungarn und der föderalen Einheit eines Bundesstaa­tes ein Rahmenabko­mmen mit ebendiesem Bundesstaa­t vorausgehe­n muss – etwas, wofür aber im konkreten Fall aus Verfassthe­it der USA heraus die Regierung nicht zuständig ist. Die zweite Modifikati­on betrifft die Frist, bis zu der die CEU die eigentlich unmögliche­n Bedingunge­n – Errichtung einer eigenen Universitä­t in den USA und bilaterale­r Staatsvert­rag – erfüllen muss: Sie wurde vom 1. September 2018 auf 1. Jänner vorverlegt – dann dürfen „Nichterfül­ler“keine neuen Hörer mehr aufnehmen.

Wiens Vizebürger­meisterin will der unter Druck geratenen CEU ein Quartier in Wien anbieten, wie Maria Vassilakou (Grüne) im Kurier ankündigte. Mitarbeite­r seien bereits in Kontakt mit der Uni.

Newspapers in German

Newspapers from Austria