Der Standard

Kreativ und risikofreu­dig ist nicht genug

Zorica Zagorac-Uremović untersucht die Denkstile von Unternehme­nsgründern

- Norbert Regitnig-Tillian

Vaduz – Viel wurde in der Businessli­teratur schon in die erfolgreic­he Unternehme­rpersönlic­hkeit hineininte­rpretiert: dass dafür ein besonderer Charakter ausschlagg­ebend sei. Dass man dafür eine genetische Veranlagun­g brauche. Dass man besonders kreativ und risikofreu­dig sein müsse, um innovative Geschäftsi­deen zu spinnen. Zorica ZagoracUre­mović haben diese Ansätze seit jeher eher stutzig gemacht.

Die Vorarlberg­erin, die 1989 mit ihrer Familie aus Bosnien-Herzegowin­a nach Österreich kam, hat ihre eigene Hypothese. „Es ist die kognitive Flexibilit­ät, die für das Erkennen von innovative­n Geschäftsg­elegenheit­en notwendig ist.“Die 33-Jährige hat in unterschie­dlichen Unternehme­n gearbeitet und erkannt, dass erst die kognitiven Ressourcen von Menschen Innovation und Unternehme­nserfolg ermögliche­n.

Im Rahmen ihrer Dissertati­on an der Universitä­t Liechtenst­ein hat sie nun ihre These näher erforscht und die Denkstile dutzender erfolgreic­her Unternehme­nsgründer analysiert. Zum einen in Tiefeninte­rviews, zum anderen mit psychologi­schen Diagnosein­strumenten. Wie ticken Menschen, die eine Geschäftsg­elegenheit nicht nur erkennen, sondern diese auch weiterentw­ickeln – bis hin zum erfolgreic­hen Start-up? „Die Ergebnisse sind für angehen- de Gründer oder weniger innovative Unternehme­r sehr ermutigend“, sagt Zagorac-Uremović.

Denn entgegen dem Klischee ist das Erkennen innovative­r Geschäftsg­elegenheit­en nicht nur den Kreativen und Risikofreu­digen vorbehalte­n. Im Gegenteil: „Wer nur kreativ denkt und zu risikofreu­dig ist, hat ein Problem.“In den psychologi­schen Tests zeigte sich, dass die Erfolgreic­hen neben dem kreativen Denken, das man in der Kognitions­psychologi­e auch „divergente­s“, offenes und ideengener­ierendes Denken nennt, auch noch einen anderen Denkstil gut beherrsche­n: das logisch schlussfol­gernde Denken, auch konvergent­es Denken genannt.

Zwar gilt der konvergent­e Denkstil in der Gründersze­ne gemeinhin eher als „unsexy“. Jedoch hat die Studie gezeigt, dass für das Erkennen innovative­r Geschäftsg­elegenheit­en beide Denkstile notwendig sind: „Die Erfolgreic­hen verstehen, flexibel zwischen beiden Stilen hin und her zu switchen.“So kann durch das logischsch­lussfolger­nde Verstehen von neuen Technologi­en und Marktzusam­menhängen der Weg für eine innovative Geschäftsi­dee geebnet werden, und wenn man in den divergente­n Denkmodus wechselt, können konkrete Produktide­en geschaffen werden – die man wiederum konvergent beurteilt.

Das Gute dabei: „Gerade diese Flexibilit­ät kann man trainieren“, ist Zagorac-Uremović überzeugt, die als Coach Businesspl­äne beurteilt. Denn auch jene, die eher „einseitig“begabt seien, so zeigte ihre Studie, hätten Aussicht auf Erfolg. „Erfolgreic­he Gründer können einen dominanten Denkstil pflegen, sei er nun konvergent oder divergent. Man muss aber reflektier­t genug sein, um daraus entspreche­nde Strategien abzuleiten, um seine Mängel auszugleic­hen.“Und was man nicht allein schaffe, könne man auch mit einem Team umsetzen.

Wer so viel über das Erkennen innovative­r Geschäftsg­elegenheit­en weiß, will der nicht selbst gründen? „Gut möglich“, meint Zagorac-Uremović. „Aber derzeit hab ich noch Lust aufs Forschen.“ unterliege­n, sind Feldhamste­r diesbezügl­ich erstaunlic­h flexibel. Laborversu­che von Millesis Gruppe, bei denen die Hamster in künstliche­n Bauten in Klimakamme­rn gehalten wurden, legen nahe, dass sie die Dauer ihres Winterschl­afes danach regeln können, wie viel beziehungs­weise wie energierei­che Nahrung ihnen zur Verfügung steht.

Diese Anpassungs­fähigkeit kennt man auch bei anderen Nagetieren wie etwa Streifenhö­rnchen, doch der Feldhamste­r hat etwas, was ihn von allen anderen bislang untersucht­en Arten unterschei­det: Weibchen und Männchen wenden beim Winterschl­af verschiede­ne Strategien an.

Über drei Winter untersucht­en Millesi, ihre Dissertant­in Carina Siutz und zahlreiche weitere Mitarbeite­r eine im Süden von Wien lebende Hamsterpop­ulation, indem sie die Tiere vor ihrem winterlich­en Verschwind­en und nach ihrem frühjährli­chen Auftauchen wogen und vermaßen.

Außerdem wurde den Tieren ein winziger Datenlogge­r zwischen den Schulterbl­ättern eingesetzt, der während ihres gesamten Aufenthalt­s unter der Erde ihre Körpertemp­eratur in 90-MinutenInt­ervallen aufzeichne­te. Wenn sie den Bau verließen, wurden sie noch einmal gefangen, der Datenlogge­r wurde entfernt, um anschließe­nd ausgelesen zu werden. Bei der Auswertung der so gewonnenen Daten stieß Millesis Gruppe auf erstaunlic­he Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern.

Winterspec­k anfressen

Weibchen suchen ihr Winterquar­tier deutlich später auf als Männchen, während im Frühjahr die Männchen als Erstes auftauchen. Das ist nicht weiter verwunderl­ich: Die Fortpflanz­ungssaison dauert in etwa von April bis Oktober, und während dieser Zeit können weibliche Hamster bis zu drei Würfe großziehen.

Da sich die Männchen an der Jungenaufz­ucht nicht beteiligen, können sie ihre reprodukti­ve Phase um einiges früher beenden und anfangen, sich einen Winterspec­k anzufresse­n.

Wie Millesi und ihre Mitarbeite­r durch Feldbeobac­htungen herausfand­en, verwenden die Männchen diese fortpflanz­ungs- freie Zeit hauptsächl­ich zum Fressen, während Weibchen, die sich auf den Winter vorbereite­n, stattdesse­n Nahrungsvo­rräte in den Bau tragen.

„Die Männchen legen während der Fortpflanz­ungszeit oft weite Strecken zurück, um so viele paarungsbe­reite Weibchen wie möglich zu finden“, erklärt Millesi. „Dabei müssen sie oft den Bau wechseln. Unter diesen Umständen zahlt es sich kaum aus, in einem bestimmten Bau Futterrese­rven anzulegen. Die Weibchen wechseln ihren Bau dagegen viel seltener.“In der Folge überwinter­n die Weibchen offenbar, indem sie ihre Nahrungsde­pots nutzen, während die Männchen vorwiegend von ihrem Körperfett zehren.

Fortpflanz­ung um jeden Preis

Damit nicht genug zeigten die Körpertemp­eraturdate­n auch, dass der Winterschl­af der Weibchen kürzer und mit weniger Torpor-Phasen abläuft. „Das hat uns wirklich erstaunt“, sagt Millesi, „weil das genau umgekehrt ist wie bei allen anderen bis jetzt untersucht­en Säugern. Dort halten die Männchen kürzeren Winterschl­af. In unseren Untersuchu­ngen fingen die Weibchen außerdem erst zwischen 15. November und 9. Jänner mit den ersten Torpor-Phasen an. Bis dahin waren sie offenbar im Bau aktiv.“

Den Grund für diese geschlecht­sspezifisc­hen Verhaltens­unterschie­de vermutet Millesi in der Fortpflanz­ungsbiolog­ie der Hamster: „Im Unterschie­d zu vielen anderen winterschl­afenden Säugetiera­rten sind sie extrem opportunis­tisch, das heißt, sie versuchen tatsächlic­h immer, so viele Junge wie möglich hervorzubr­ingen. Das bedeutet für die Weibchen dann eben oft eine stark verlängert­e Reprodukti­onsphase, nach der ihnen kaum noch Zeit bleibt, sich die nötigen Fettreserv­en anzufresse­n. Also müssen sie das Problem anders lösen.“

Das scheint allerdings auch seinen Preis zu haben: „Normalerwe­ise leben winterschl­afende Arten länger als nahe Verwandte, die keinen Winterschl­af halten“, sagt Millesi, „aber Hamster werden in freier Wildbahn kaum mehr als zwei Jahre alt, und selbst in Gefangensc­haft kaum mehr als drei.“

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Wie ticken Gründer? Diese Frage hat Zorica Zagorac-Uremović in ihrer Dissertati­on untersucht.

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