LESERSTIMMEN
Vom Rückgrat der Krähen
Betrifft: „ÖVP stellt sich hinter ,Plagiats‘-Landesrat“von Walter Müller der Standard, 6. 4. 2017 Ob jemand seinen Job erfolgreich ausübt, hängt nicht von akademischen Titeln ab, sondern von seiner intellektuellen Befähigung dafür und seinen menschlichen Eigenschaften. Nichtsdestotrotz gelten Regeln, gegen die Buchmann verstoßen hat – mit der Folge, dass ihm der akademische Titel aberkannt wird. Es ist ihm ja freigestellt, die Doktorarbeit neu zu verfassen. Einen Ethikrat einzurichten und dann zu schweigen zeigt, dass einige führende Kräfte der ÖVP auf Bundes- wie auf Landesebene mit oder ohne akademische Würde nicht fähig sind, ihr Amt im Sinne des Volkes korrekt auszuüben.
Es mögen jene rückgratfreien ÖVPler in sich gehen, die sich Anstand, Ehrlichkeit und Verantwortung auf die Fahnen heften und dann nach dem Motto „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“Realpolitik betreiben.
Klaudia Aschbacher 8111 Judendorf-Straßengel
Einseitig und parteiisch
Betrifft: „Überparteiliche Plattform kämpft für Ethikunterricht“von Lisa Nimmervoll
der Standard, 5. 4. 2017 Ich habe diesen Text mit Befremden gelesen. Natürlich kann Herr Engelmayer seine Ansichten über den Religionsunterricht und seine Schlussfolgerungen darstellen.
Nur wäre es Aufgabe des Journalismus gewesen, auch andere Ansichten aufzuzeigen. Mehrere Aussagen von Herrn Engelmayer („die Ungläubigen sind verdammt“, „Glauben vor Vernunft“, „autoritäres Gedankengut“) ließen sich einfach durch einen Experten zum Beispiel des römisch-katholischen Religionsunterrichts widerlegen. Jedenfalls kommt der Text höchst parteiisch und einseitig daher. Und es wird klar, dass man Ethik- und Religionsunterricht nicht einfach gegeneinander ausspielen kann.
Heinz Niederleitner, per Mail
Spalterische Feindbildrhetorik
Als von meinem Fach begeisterter Ethiklehrer und Fachdidaktiker freue ich mich grundsätzlich, wenn sich jemand für den Ethik- unterricht einsetzt. Ethik statt Religion, nicht als Alternativfach – dafür zu argumentieren ist legitim, auch wenn ich es für einen besseren Weg halte, endlich einmal den gelungenen Schulversuch, so wie er ist, zu einem regulären Fach zu erheben, das an allen Schulen wählbar ist.
Im Moment passiert das Gegenteil, Schulen, die Ethik neu einführen wollen, wird das nicht mehr gestattet. Gerhard Engelmayers Art, für den Ethikunterricht zu werben, wird wohl die Abwehrhaltung noch stärken, weil er das Fach mit polemischem Religionsbashing in Verbindung bringt. Ethik ist aber ein Teilgebiet der Philosophie, und die ist nicht automatisch atheistisch. Daher braucht kein gläubiger Schüler im Ethikunterricht Angst zu haben, dass ihm die Vernunft abgesprochen wird. Wahre Freidenker lassen auch religiöse Begründungen der Moral zu.
Ich bin für einen verpflichtenden Ethikunterricht für Gerhard Engelmayer, damit er aufhört, genau das zu machen, was er den Religionen (manchmal zu Recht) vorwirft: spalterische Feindbildrhetorik.
Clemens Sander, per Mail