Der Standard

Poller bieten Schutz, aber nur punktuell

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Ist es möglich, den öffentlich­en Raum durch Poller oder andere Durchfahrt­ssperren vor Lkw-Angriffen wie zuletzt jenen in Stockholm besser zu schützen? Wenn, dann nur punktuell, antwortet Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenminis­teriums, auf diese Frage. Denn: „Es ist unmöglich, den Fußgänger- und den Fahrzeugve­rkehr so stark zu trennen, dass hundertpro­zentige Sicherheit gewährt wäre.“

An besonders exponierte­n Orten würden Durchfahrt­ssperren aber durchaus Sinn machen, sagt Grundböck. Etwa im Regierungs­viertel in Wien, wo in Vorbereitu­ng der EU-Ratspräsid­entschaft Österreich­s im zweiten Halbjahr 2018 Granitblöc­ke aufgestell­t und versenkbar­e Poller errichtet werden. Dadurch will man die Regierungs­gebäude besser schützen – speziell durch die Granitblöc­ke, die 60 bis 80 Zentimeter hoch sein und als Aufprallsc­hutz im Halbkreis vor Einfahrten aufgestell­t werden sollen.

In Österreich wurden aber auch bereits Orte abgesicher­t, wo Menschen vermehrt unterwegs sind. Etwa im Dezember 2016, nach dem Anschlag auf den Weihnachts­markt in Berlin, als in den Zufahrten zum Wiener Rathauspla­tz, wo der alljährlic­he Christkind­lmarkt stattfand, Baustellen­mulden platziert wurden. Oder vor den Toren vor Schloss Schönbrunn. Dort wurden je drei Betonsäule­n installier­t.

Küchenmess­er statt Lkws

Auch technische Vorrichtun­gen an Fahrzeugen, etwa Wegfahrspe­rren, könnten die Missbrauch­sgefahr verringern, sagt der Sicherheit­sexperte und Soziologe Reinhard Kreissl dem Standard. Doch ihr Einsatz verschiebe das Risiko auch: „Potenziell­e Attentäter könnten künftig vermehrt zu Messeratta­cken übergehen.“

Küchenmess­er, so Kreissl, seien ebenso „niederschw­ellig“für Attacken nutzbar wie Lkws: „Das Problem ist vielmehr, dass es in unseren Gesellscha­ften chancenund perspektiv­lose Individuen gibt, die sich radikalisi­eren.“Das zu ändern, „statt nur Abschottun­gsslogans in den Mund zu nehmen“, wäre „eine wichtige Aufgabe der Politik“. (bri)

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