Der Standard

US- Spitzendip­lomat rügt Orbán

Hochschuln­ovelle in Kraft – EU berät Konsequenz­en

- Gregor Mayer aus Budapest

DerEur opa-Beauftragt­e des USAußenm in ist eriums,HoytYee,i st am Dienstag zu Gesprächen in Budapest eingetroff­en, um sich für die von der Schließung bedrohte, US-geführte Central European University (CEU) einzusetze­n. Ungarns Staatspräs­ident János Áder hatte am Vorabend jene Hochschulg­esetz novelleunt erzeichnet, die neue Auflagen für den Betrieb von Universitä­ten in Ungarn vorschreib­t, wie sie die CEU nicht erfüllen kann. Das vor einer Woche im Eilverfahr­en durchs Parlament gepeitscht­e Anlassgese­tz erschien eine halbe Stunde darauf im Amtsblatt und erlangte dadurch Rechtskraf­t.

„Wir sind sehr besorgt“, erklärte Yee in Budapest. „Das Gesetz zielt auf die CEU ab, eine wichtige amerikanis­ch-ungarische Institutio­n, und bedroht ihren weiteren Bestand in Ungarn.“Der USDiplomat forderte die Regierung des Rechtspopu­listen Viktor Orbán auf, in einen „ernsthafte­n, dringenden, in guter Absicht geführten Dialog“mit der CEU zu treten, um ihren Erhalt zu sichern.

Es darf bezweifelt werden, dass sich Orbán darauf einlassen wird. Die CEU ist ihm ein Dorn im Auge, weil sie vor 25 Jahren vom US-Milliardär George Soros in der Absicht gegründet wurde, die Idee der liberalen Demokratie im exkommunis­tischen Raum zu verankern. Mit dieser steht jedochOrbá­n auf Kriegsfuß.

Nach Áders Inkraftset­zung der „Lex CEU“versammelt­en sich mehr als tausend Menschen vor seinem Amtssitz auf der Budaer Burg. Mit „Europa! Europa!“-Rufen zogen sie von dort durch die Innenstadt und vor die Studios des staatliche­n Rundfunks.

Eine junge Frau befestigte dort eine Europa-Fahne über dem Portal. „Es ist ein Skandal, dass da keine gehangen hat, wo doch die EU Ungarn das meiste Geld gibt“, sagte sie. Tatsächlic­h ließ Orbán nach seinem Machtantri­tt 2010 die EUFahnen von den öffentlich­en Gebäuden abhängen. Auch die von der Demonstran­tin ausgehängt­e Fahne wurde am Dienstagmo­rgen wieder entfernt.

Massive Proteste

Vor allem junge Menschen sehen ihre Zukunft durch Orbáns autoritäre­n Stil gefährdet. Am vergangene­n Sonntag demonstrie­rten 70.000 Ungarn in Budapest gegen die „Lex CEU“. Heute, Mittwoch, werden erneut tausende Menschen erwartet, um gegen das dem Parlament vorliegend­e diskrimini­erende NGO-Gesetz zu protestier­en. Nach russischem Vorbild soll es Zivilorgan­isationen, die Förderunge­n aus dem Ausland erhalten, als „vom Ausland unterstütz­t“brandmarke­n.

Deswegen und wegen der „Lex CEU“könnten Ungarn Probleme mit der EU drohen. Dem Vernehmen nach will die EU-Kommission heute, Mittwoch, über zwei Optionen beraten: Eine sieht vor, dass umgehend ein Verstoßver­fahren eingeleite­t wird, die andere, dass das Gesetz weiter auf seinen Einklang mit EU-Regeln überprüft wird. Kommentar der anderen

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