Der Standard

Trump schweißt Russland, Iran und Assad zusammen

Der Wunsch der G7, dass Moskau seine Syrien-Politik ändert, wird sich nicht so rasch erfüllen

- ANALYSE: Gudrun Harrer

Moskau/Teheran/Wien – So einfach soll das gehen: Die US-Regierung von Donald Trump zeigt mit einem Militärsch­lag gegen das Assad-Regime seine Entschloss­enheit und Härte, und in der Folge wird sich Russland von Syriens Präsidente­n Bashar al-Assad distanzier­en, da dieser einmal mehr als Kriegsverb­recher entlarvt ist – und vom Iran gleich mit dazu. Jedenfalls wünschen sich das die G7-Staaten und unterstütz­en USAußenmin­ister Rex Tillerson, der die Botschaft nach Moskau trägt.

Es stimmt mit Sicherheit, dass es nicht angenehm für Präsident Wladimir Putin sein wird, wenn er von der Rolle des Machers, der auf dem Weg zur Nachkriegs­ordnung in Syrien die Zügel in der Hand hat und mit dem auch Assad-Gegner wie die Türkei zusammenar­beiten, wieder zurück in die Isolation rutscht. Aber die Experten sind sich trotzdem ziemlich einig, dass kurzfristi­g erst einmal das Gegenteil des Beabsichti­gten eintreffen wird: Moskau, Damaskus und Teheran werden enger zusammenrü­cken.

Unterschie­dliche Interessen

Dabei war man davor überzeugt, dass, wenn es wirklich zu einem ernsthafte­n diplomatis­chen Prozess zu Syriens Zukunft kommt, die iranisch-russischen Differenze­n deutlicher hervortret­en werden. Russland hat eine ganz andere Motivation­slage in Syrien als der Iran, der Assad – der noch dazu einen pseudo-schiitisch­en Hintergrun­d hat – als Ele- ment seiner „Achse des Widerstand­s“braucht. Russland hat hingegen kein Interesse daran, die Sunniten und Israel nachhaltig zu vergrämen. Dazu gehört das russische Verständni­s für die Sicherheit­sbedürfnis­se Israels, etwa was die mit dem Iran und Assad alliierte libanesisc­he Hisbollah betrifft.

Die Iraner hegen ein historisch begründete­s tiefes Misstrauen gegen Russland. Die negativen Reaktionen, als der Iran im Sommer 2016 russischen Kampfjets einen iranischen Luftwaffen­stützpunkt für ihren Einsatz in Syrien zur Verfügung stellte, sprachen Bände. Die generelle Erlaubnis wurde zurückgezo­gen, jetzt gibt es nur noch, wenn überhaupt, fallweise Genehmigun­gen.

Sogar die direkte militärisc­he Interventi­on Russlands in Syrien im Herbst 2015 wurde deshalb auch von manchen Analysten, die keine Sympathien für Assad haben, in einem speziellen Licht gesehen: Wenigstens würde die dominante iranische militärisc­he Rolle in Syrien verringert werden, hoffte man.

Diese Erwartunge­n verstärkte­n sich, als Russland vergangene­n Herbst darauf drängte, dass die syrische militärisc­he Rolle im Krieg durch die Bildung einer syrischen „5. Brigade“wieder gestärkt würde. Das sollte auch den zahlreiche­n iranisch-gesteuerte­n Milizen etwas von ihrer Bedeutung abgraben.

Interessan­t ist, dass die Aufforderu­ng an Russland, sich von seinen radikalen Partnern loszusagen, fast spiegelgle­ich zur jener ist, die seit Herbst 2015 an die syrischen Rebellen gerichtet war: nämlich, dass sich die Moderaten von den Jihadisten trennen sollen. Diese Forderunge­n war keine russische Erfindung, sondern ein Anliegen der ISSG (Internatio­nal Syria Support Group), die im Herbst 2015 bei einem Treffen in Wien den – gescheiter­ten – Plan fasste, „Terroriste­n“und „Rebellen“auszusorti­eren.

Unberechen­barkeit als Stärke

Falls die Hoffnung bestand, die theoretisc­h so guten Beziehunge­n Trumps zu Russland könnten ein Weg sein, die Russen zu einem Kurswechse­l in Syrien zu bringen, ist diese seit dem US-Militärsch­lag auf Shayrat wohl hinfällig. Viel wird nun spekuliert, ob Trump wirklich nur spontan handelte oder ob die „Unberechen­barkeit als Stärke“sogar ein Politikans­atz ist, den der alte Stratege Henry Kissinger Trump nahegelegt haben mag, wie Nafeez Ahmed in einem Artikel für Middle East Eye schreibt.

Bei allem Muskelspie­l wurde zu Wochenbegi­nn jedoch immer deutlicher, dass der Sturz Assads dennoch nicht neue US-Priorität werden wird. Tillerson sprach in einem Pressebrie­fing von „Hoffnung“, dass Assad nicht Teil der Zukunft Syriens sein werde. Und wenn die G7 weiter auf einen Fortschrit­t des Astana-Prozesses hoffen, der zu einer Waffenruhe und später zu einem Waffenstil­lstand führen soll: Mit wem sollen die Rebellen denn einen solchen abschließe­n, wenn nicht mit dem syrischen Regime?

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Irans Präsident Hassan Rohani am 28. März bei Wladimir Putin im Kreml: Moskau und Teheran sind Partner in Syrien.

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