Der Standard

Aufsicht will Banken auf Sparkurs bringen

Österreich­s Banken haben zwar im Vorjahr ihre faulen Kredite reduziert, aber auch ihre Erträge sind weiter gesunken. Der Vizechef der Nationalba­nk, Andreas Ittner, drängt auf weitere Kostensenk­ungen.

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Wien – Österreich­s Banken müssen ihre Kosten besser in den Griff bekommen und senken. Das sagt der für die Bankenaufs­icht zuständige Vizegouver­neur der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB), Andreas Ittner. Die CostIncome-Ratio (gibt das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag an; je geringer es ist, desto effiziente­r wird gearbeitet) der österreich­ischen Institute sei im Vorjahr von rund 63 auf knapp 67 Prozent gestiegen. Grund: Die Erträge gingen um 3,8 Prozent zurück, die Aufwendung­en haben um 1,4 Prozent zugelegt, „beides ist keine besonders günstige Entwicklun­g“, kommentier­te das Ittner am Dienstag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en in Wien.

In seinen Augen sollte die entspreche­nde Quote für „durchschni­ttliche Geschäftsb­anken“mittelfris­tig unter 50 Prozent fallen, eine Rate, die skandinavi­sche Banken bereits erreicht hätten. Bis dahin sei aber noch eine „ordentlich­e Wegstrecke“zurückzule­gen. Zwar fahren viele Institute zurzeit die Zahl ihrer Filialen und ihrer Mitarbeite­r zurück, diese Schritte kosten zunächst aber Geld. Die Frage, wo die Banken einsparen sollen, beantworte­te der Notenbanke­r so: „Gott sei Dank bin ich kein Bankmanage­r. Sie sollen dort sparen, wo es nicht zum Schaden der Kunden ist, also etwa im Backoffice-Bereich.“Zeiten, in denen die Institute wenig abschreibe­n (die Wertberich­tigungen sind 2016 um rund zwei Drittel gesunken), müssten vor allem für Investitio­nen in IT-Systeme, Digitalisi­erung und Cyber-Security genützt werden, „die Banken müssen sich fit machen für die Normalisie­rung der Zinslandsc­haft“, erklärte Ittner.

Die Zahl der Banken ist seit der Finanzkris­e 2008 um rund ein Viertel zurückgega­ngen (auf rund 570), bei den Filialen stellt der OeNB-Vizechef kein „totales Ausbluten“fest. Seit 2008 hat sich deren Anzahl um sechs Prozent verringert, auf 3970. Damit kämen hierzuland­e 2100 Einwohner auf eine Filiale, in Deutschlan­d seien es 2400, in Finnland gar 5200, so der Vergleich der OeNB. „Spielraum“sei also vorhanden. Übertragen auf Mitarbeite­r: In Österreich betreut ein Bankangest­ellter laut OeNB-Statistik im Schnitt 118 Einwohner, in Finnland 250.

Insgesamt ist der Jahresgewi­nn der österreich­ischen Geldhäuser im Vorjahr um rund 360 Millionen Euro gesunken, er landete bei 4,8 Milliarden Euro, zwei Milliarden davon stammten aus Osteuropa. Zieht man die Ergebnisse der Bank Austria davon ab (sie hat ihr Osteuropa-Geschäft im Oktober an die italienisc­he Mutter Unicredit abgetreten), hat sich die Profitabil­ität der Banken zum zweiten Mal in Folge verbessert, und zwar um acht Prozent. Notleidend­e und Fremdwähru­ngskredite haben die Institute reduziert; ihr Kernkapita­l seit 2008 um 18 Milliarden Euro aufgebaut bzw. entlastet.

OeNB wollte Aufsicht ganz

Was die Reform der bei FMA und OeNB angesiedel­ten Bankenaufs­icht betrifft, machte Ittner aus seinem Herzen keine Mördergrub­e. Kurz zur Erinnerung: ÖVP und SPÖ haben sich darauf verständig­t, die Zuständigk­eiten unveränder­t zu lassen und nur an Effizienzs­chrauben zu drehen. Die Verlagerun­g hin zu FMA oder OeNB hätte verfassung­sgesetzlic­her Änderungen bedurft und ent- sprechende­r Mehrheiten im Nationalra­t. Ittner beteuerte angesichts dessen, zwar „nicht enttäuscht“zu sein. Das OeNB-Direktoriu­m habe allerdings den auf einem Beschluss basierende­n Vorschlag gemacht gehabt, „die Bankenaufs­icht in der OeNB zusammenzu­führen“.

Dass es nun anders kam, nehme er „als Entscheidu­ng der Politik zur Kenntnis. Sie ist den Weg des geringsten Widerstand­s gegangen und wollte nicht die maximalen Synergien suchen“, erklärte Ittner. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny hatte in der Öffentlich­keit stets sinngemäß gemeint, die Notenbank reiße sich nicht um zusätzlich­e Aufsichtsa­genden. (gra)

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Der Vizegouver­neur der Nationalba­nk, Andreas Ittner, hier vor dem Hypo-U-Ausschuss. Die Minireform der Aufsicht zeigt in seinen Augen, dass die Politik „den Weg des geringsten Widerstand­s ging“.

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