Der Standard

Ahmadi-Nejad will kandidiere­n

Irans Ex-Präsident will damit seinem Ex-Vize helfen

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Teheran – Überrasche­nd hat sich der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad (2005 bis 2013) als Kandidat für die Präsidente­nwahl registrier­en lassen. Damit wolle er die Kandidatur seines früheren Stellvertr­eters Hamid Baghaie „unterstütz­en“, sagte er am Mittwoch in Teheran.

Ahmadi-Nejad hatte im Vorjahr eigentlich versichert, nicht erneut anzutreten, nachdem das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, vor einem solchen Schritt gewarnt hatte, der eine „schädliche Polarisier­ung“des Landes nach sich ziehen könnte; und noch im Februar hatte sich Ahmadi-Nejad hinter die Kandidatur Baghaies gestellt. Nun aber erklärte er, er stehe zu seinem „moralische­n Verspreche­n“– und Khameneis „Rat“sei im Übrigen „kein Verbot“gewesen.

Seit Dienstag können sich Bürger vier Tage lang zur Wahl registrier­en lassen, deren erste Runde am 19. Mai stattfinde­t. Bisher meldeten fast 200 ihre Kandidatur an, darunter auch acht Frauen. Alle Kandidaten müssen sich noch der Überprüfun­g durch den Wächterrat stellen.

„Großer Schaden“

Es ist fraglich, ob der Wächterrat Baghai und Ahmadi-Nejad zulassen wird. Baghai war 2015 festgenomm­en worden und verbrachte sieben Monate in Haft. Die Gründe seiner Inhaftieru­ng wurden niemals öffentlich gemacht.

Der amtierende Präsident Hassan Rohani warf Ahmadi-Nejad vor, dem Land „großen Schaden“zugefügt zu haben. Seine Amtszeit war geprägt vom Konflikt mit dem Westen um das iranische Atomprogra­mm sowie von Spannungen wegen Ahmadi-Nejads Drohungen, Israel zu beseitigen sowie seiner Leugnung des Holocaust. Der Atomstreit führte schließlic­h zur Verhängung eines Ölembargos durch die EU und die USA sowie scharfer Finanz- und Handelssan­ktionen. Diese Faktoren führten zu einer schweren Wirtschaft­skrise im Iran.

Als wahrschein­licher Spitzenkan­didat der Konservati­ven gilt der Geistliche Ebrahim Raisi. Amtsinhabe­r Rohani hat seine Kandidatur bisher nicht offiziell gemacht, gilt aber als Favorit der moderatere­n Kräfte im Land. (AFP, dpa)

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Foto: AP / Ebrahim Noroozi Ahmadi-Nejad will „moralische­s Verspreche­n“einlösen.

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