Der Standard

Justiz stellt Causa Glücksspie­l gegen Grasser und Co ein

WKStA sieht keinen Grund zu weiterer Verfolgung von Grasser, Meischberg­er und Novomatic-Exchef

- Renate Graber

Wien – Der frühere Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser, Ex-Lobbyist und Ex-Agenturbes­itzer Walter Meischberg­er und Novomatic-Exchef Franz Wohlfahrt haben eine Sorge weniger. Die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) hat die Causa Glücksspie­l eingestell­t.

Das hat die Behörde den vormals Beschuldig­ten am 11. April mitgeteilt. Auf Anfrage des STANDARD bestätigt die WKStA, dass „das Verfahren wegen des Vorwurfs der Bestechung, Geschenkan­nahme durch Beamte und der Untreue im Zusammenha­ng mit einer Zahlung in Höhe von 100.000 Euro an Karl-Heinz Grasser für dessen Unterstütz­ung bei der Liberalisi­erung des Glücksspie­lmonopols im Bereich der elektronis­chen Lotterien und der anschließe­nden Erteilung einer entspreche­nden Konzession an die Novomatic AG 2005 nach umfangreic­hen Ermittlung­en eingestell­t wurde“. Es sei kein strafbares Verhalten „erweislich gewesen“. Zudem wurde das Ermitt- lungsverfa­hren „gegen Meischberg­er und zwei weitere Personen wegen des Verdachts der Untreue in Verbindung mit der Bezahlung von Scheinrech­nungen in Höhe von 600.000 Euro“eingestell­t.

Die Sache spielte im Juli 2006 – kurz vor Ferienbegi­nn der österreich­ische Parlamenta­rier. Damals brachte Grasser für die letzte Sitzung des Nationalra­ts einen Abänderung­santrag fürs Glücksspie­lgesetz ein, der dessen Liberalisi­erung zum Zweck hatte. Für die meisten kam der Antrag überfallsa­rtig, die Vorbereitu­ngen waren klammheiml­ich erfolgt. Die Gesetzesno­velle hatte das Ziel, eine weitere Konzession fürs Onlineglüc­ksspiel zu ermögliche­n und sollte das Monopol der Casinos Austria AG kippen.

Grassers Abänderung­santrag brachte es dann aber nicht auf die Tagesordnu­ng: Die Verteidige­r des Monopols der Casinos bzw. deren Eigentümer­vertreter, darunter Raiffeisen, taten sich in einem gemeinsame­n Kraftakt zusammen – und verhindert­en das Vorhaben des fürs Glücksspie­l zuständige­n Finanzmini­sters buchstäbli­ch in allerletzt­er Minute.

Die Grünen, die im Vorfeld auch von Lobbyisten bearbeitet worden waren, brachten die Causa zur Anzeige. Die Justiz (zunächst die Staatsanwa­ltschaft Wien, dann die WKStA) ist in der Folge dem Verdacht nachgegang­en, Grasser habe Geld für sein Unterfange­n angenommen. Lobbyist Meischberg­er wiederum warf sie vor, er habe nicht für alle Leistungen, die er der Novomatic verrechnet hatte, auch tatsächlic­h Leistungen erbracht. Wohlfahrt hat den Konzern 2014 verlassen. Ermittelt hat in der Causa das Bundesamt für Korruption­sbekämpfun­g, BAK.

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Foto: Reuters/Bader ... und Exfinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser.
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Foto: APA/Hochmuth Eine Sorge weniger: ExLobbyist Walter Meischberg­er ...

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