Der Standard

Mark Selby bei der Snooker-WM

Titelverte­idiger Selby ist Favorit bei der Snooker-WM, O’Sullivan hat etwas dagegen

- Anatol Vitouch

Sheffield – Der König heißt immer noch Ronnie O’Sullivan. Dass der 41-jährige Engländer den vorerst letzten seiner fünf WM-Titel 2013 gewann (der erste datiert von 1995), vergangene­s Jahr schon in der zweiten Runde ausschied – geschenkt. Ronnie „The Rocket“, der die bunten Bälle manchmal schneller in die Taschen zu befördern scheint als sein Schatten, ist nicht für seine Konstanz berühmt, sondern für seine Geniestrei­che.

Auf Youtube findet sich ein millionenf­ach geklicktes Video, in dem man O’Sullivan dabei zusehen kann, wie er das flotteste „Maximum Break“der Snooker-Geschichte spielt, den Tisch also in einer Aufnahme komplett leert und dabei die höchstmögl­iche Zahl von 147 Punkten erzielt – in fünf Minuten und zwanzig Sekunden. Womöglich ein Rekord für die Ewigkeit. Es sind solche Sternschnu­ppen, die den Namen O’Sullivan auch jenseits der SnookerFan­gemeinde bekannt gemacht haben, auf der Insel ist der Mann aus Wordsley sowieso ein Megastar.

Während der als „Black Ball Final“bekannte letzte Frame der WM zwischen Dennis Taylor und Steve Davis 1985 in Großbritan­nien von mehr als 18 Millionen Menschen weit nach Mitternach­t live im Fernsehen verfolgt wurde, wird Snooker hierzuland­e von Unkundigen gelegentli­ch immer noch mit dem geläufiger­en Poolbillar­d verwechsel­t.

Dabei möchte man den Unterschie­d Klavier spielen können: Wer sich mit bartauglic­hen PoolFähigk­eiten an den Snookertis­ch wagt, erlebt sein vielfarbig­es Wunder. Das Spielgerät scheint die Größe eines Fußballfel­des anzunehmen, die sechs Taschen sind dafür so eng geraten, dass die 22 Bälle nur bei äußerster Präzision des Stoßes fallen.

Was den selbst zum Queue greifenden Dilettante­n frustriere­n mag, gerät in den Händen der Profis zum fasziniere­nden strategisc­hen Planspiel. Die Komplexitä­t des Sports lässt nicht nur Platz für aggressive Angreifer wie O’Sullivan, die den Tisch leeren wollen, sobald sie die Chance dazu sehen. Auch feinsinnig­e Defensivkü­nstler gibt es, die den weißen Spielball am liebsten so hinter den Objektbäll­en verbergen, dass dem Gegner keine Möglichkei­t zum geradlinig­en Stoß bleibt – tatsächlic­h wird gerade ein solch perfides Verstecksp­iel als Snooker bezeichnet und so zum Namensgebe­r des Sports.

Meister des Safety-Spiels

Für Mark Selby, Weltmeiste­r der Jahre 2014 und 2016, ist das alles kein Widerspruc­h. Er fühlt sich beim offensiven „Break Building“genauso zuhause wie im defensiven Safety-Spiel. Das und seine jüngst bestechend­e Form machen den 33-jährigen Titelverte­idiger aus Leiceister zum Favoriten bei der diesjährig­en WM, die von 15. April bis 1. Mai wie alle Jahre im legendären Crucible Theatre zu Sheffield über die Bühne geht.

Die Konkurrenz allerdings ist hart: Die besten 16 der Weltrangli­ste sowie 16 Qualifikan­ten treffen im K.-o.-System aufeinande­r, die Außenseite­r stehen vor der Chance ihres Lebens. Die 15-jährige Nachwuchsh­offnung Florian Nüßle aus Graz wäre zweifellos ein solcher, Selby und O’Sullivan brauchen den amtierende­n österreich­ischen Staatsmeis­ter aber diesmal nicht zu fürchten: Noch spielt der junge Mann nicht in ihrer Liga. pTägliche WM-Berichte und User

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Foto: APA / AFP / Ben Stansall Ronnie O’Sullivan war schon fünfmal Weltmeiste­r.
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Foto: AP/Rycroft Der Spanier Alonso sehnt sich nach einem schnellen Auto.

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