Der Standard

Betriebsra­t für Foodora-Fahrer

Essenszust­eller wollen Arbeitsbed­ingungen verbessern

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Wien – Essenszust­ellung per Fahrrad boomt und mit dem Zuspruch wird auch die Kritik an den Arbeitsbed­ingungen auf dem heiß umkämpften Markt der Zusteller laut. Um die Zustände zu verbessern, haben die Foodora-Fahrer nun einen Betriebsra­t gewählt.

Ziel sei eine Betriebsve­reinbarung mit der Geschäftsf­ührung, so Betriebsra­tsvorsitze­nde Adele Siegl: „Wir wollen Zuschläge für die besonders anstrengen­den Dienste in der Nacht oder im Winter.“Ein weiteres Anliegen ist ein Rechtsansp­ruch auf das sogenannte Kilometerg­eld, das laut Foodora-Fahrern zehn bis 15 Prozent des Gehalts ausmacht. Dieses werde zwar derzeit bezahlt, könne aber jederzeit aufgekündi­gt werden, sagt Siegl zum STANDARD.

Thema könnte darüber hinaus auch eine Versicheru­ng für Fahrräder und für die zur Navigation notwendige­n Smartphone­s werden. Diese müssen die Fahrer selbst stellen, nicht selten komme es zu Schäden oder Diebstähle­n. Bezüglich Details und Forderunge­n will Siegl nicht den Gesprächen mit der Unternehme­nsleitung vorgreifen. „Wir wollen auch nicht den Eindruck erwecken, dass bei Foodora schlechter­e Arbeitsbed­ingungen herrschen als bei anderen Lieferserv­icefirmen.“In vielen Punkten sei das Gegenteil der Fall. Genau deshalb will die Gewerkscha­ft Vida einen Kollektivv­ertrag für die Branche ausverhand­eln, sagte deren Sekretär Karl Delfs.

Zu großem Unmut unter Foodora-Fahrern führte zuletzt Jobabbau. Aufgrund geringerer Auslastung im Frühjahr – bei Schönwette­r gibt es weniger Bestellung­en – hat Foodora die Zahl der Fahrer in Wien von 375 auf knapp 300 gesenkt. Mehrere Foodora-Fahrer, mit denen der STANDARD gespro- chen hat, bestätigen, dass es Überkapazi­täten gegeben habe. Gekündigt wurden sowohl freie Dienstnehm­er als auch Angestellt­e. Sie seien nicht im Vorhinein informiert worden, ihre Auswahl nicht transparen­t gewesen. Ob der Zeitpunkt der Kündigunge­n vor der Betriebsra­tsgründung bewusst gewählt wurde, darüber gibt es unter den Fahrern Spekulatio­nen. Foodora beschäftig­t nun weniger als 100 Fahrer in Voll- und Teilzeit, und rund 200 freie Dienstnehm­er.

Foodora wurde 2014 in München gegründet und ist in 55 Städten in zehn Ländern aktiv. Der Essenszust­eller gehört zum Onlinelief­erdienst Delivery Hero. Im Vorjahr streikten die FoodoraFah­rer in Italien, weil sie nur mehr pro Auftrag bezahlt werden, nicht mehr pro Stunde. (smo, APA)

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