US-Konzerne verschieben Billionen in Steueroasen
1,6 Billionen Dollar, umgerechnet 1510 Milliarden Euro, gingen dem US-Fiskus allein 2015 verloren, weil die größten Konzerne Gewinne in Niedrigsteuerländer transferiert haben. Das geht aus einer Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam hervor.
New York – Von Apple über CocaCola und GM bis Wal-Mart und Walt Disney: Die 50 größten USKonzerne vermeiden es zunehmend, Steuern zu zahlen – und schleusen gigantische Geldbeträge an den Steuerbehörden vorbei. Eine Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam zeigt, dass die untersuchten Firmen allein 2015 Gewinne in Höhe von rund 1,6 Billionen Dollar (1510 Mrd. Euro) in Steueroasen geparkt haben.
Gegenüber 2014 sind das um rund 200 Milliarden Dollar mehr. Die Gesamtsumme entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung von Kanada.
Für die Analyse hat Oxfam America gemeinsam mit Wirtschaftsforschern vom Institute for Taxation and Economic Policy Steuererklärungen und andere öffentlich zugängliche Berichte der Unternehmen ausgewertet. Demnach haben sich die US-Firmen eines Netzwerks von 1751 Tochterunternehmen und Zweigniederlassungen bedient, um die Gewinne zu verschieben. Als Steueroasen definiert die Studie Offshore-Finanzzentren, die Firmen mit niedrigen oder gar keinen Steuern locken und durch mangelnde Kooperation beim internationalen Bemühen gegen Steuervermeidung auffallen.
Oxfam weist darauf hin, dass sich die Firmen mit diesen Strategien in einem legalen Rahmen bewegten. Die Analyse zeige allerdings, dass das Steuersystem es Konzernen ermögliche, sich um ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl zu drücken.
Statt des gesetzlich vorgeschriebenen US-Steuersatzes von 35 Prozent hätten die untersuchten Unternehmen dank verschiedener Schlupflöcher im Durchschnitt nur 25,9 Prozent gezahlt. Andere Analysen kommen zu noch niedrigeren Werten.
Zudem bemühen sich die Fir- men laut Oxfam zunehmend um politische Einflussnahme. Zwischen 2009 und 2015 hätten die untersuchten Unternehmen 2,5 Milliarden Dollar für Lobbyarbeit zur Beeinflussung der US-Regie- rung ausgegeben, davon seien 325 Millionen für Steuerfragen aufgewendet worden. Das Problem betreffe aber nicht nur die USA, sagte Oxfam-Steuerexperte Tobias Hauschild. „Bei internationalen Konzernen ist Steuervermeidung mittlerweile Volkssport.“
Die Firmen prellten die Staaten dadurch um Mittel, die diese für Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur bräuchten. Oxfam fordert, dem einen Riegel vorzuschieben. Es könnten beispielsweise Strafsteuern auf solche Transaktionen erhoben werden.
Keine Besserung unter Trump
Die von US-Präsident Donald Trump und den Republikanern geplante Steuerreform dürfte das System noch ungerechter machen. Statt Großkonzerne in die Pflicht zu nehmen, würden diese zulasten der Unter- und Mittelschicht begünstigt. Oxfam fordert, Unternehmen weltweit zu mehr Steuertransparenz zu verpflichten und mit Sanktionen gegen Steueroasen den „ruinösen Wettlauf um Niedrigsteuergesetze“aufzuhalten. (Reuters, dpa, red)