Syrien: Bestürzung über Anschlag bei Evakuierung
USA, Russland und Uno verurteilen Terrorakt – Mindestens 68 Kinder unter 126 Toten
Damaskus – „Nach sechs Jahren Krieg und Gemetzel in Syrien“, sagte der Direktor des Kinderhilfswerks Unicef, Anthony Lake am Sonntag, „ist das ein neuer Horror, der das Herz eines jeden bricht, der noch eines hat.“Zuvor hatte sich am Stadtrand von Aleppo ein Selbstmordattentäter in der Nähe eines Busses in die Luft gesprengt, der Menschen aus zwei belagerten Ortschaften transportierte, die evakuiert werden sollten. Dabei hatte er offenbar gezielt Kinder angelockt, bevor er sich in die Luft sprengte. Unter den fast 130 Toten sind mindestens 68 Kinder.
Verantwortung für die Tat bei al-Rashidin übernahm zunächst niemand. Damaskus machte „Terroristen“verantwortlich, was im Sprachgebrauch des Regimes eine allgemeine Bezeichnung für die Opposition ist. Bei den Toten handelt es sich um Schiiten, die in einer Art Tauschgeschäft mit anderen Gebieten aus Ortschaften gebracht werden sollten, die von den Rebellen belagert werden – darunter auch der radikalen Fatah al-Sham, die als Nusra-Front einst Filiale der Terrorgruppe Al-Kaida war. Zudem hatte sich die Tat auf einem Gebiet ereignet, das von Rebellen kontrolliert wird.
Die Opposition sprach hingegen von Sabotage durch Regierungsanhänger, die weitere Hilfe für Menschen in belagerten Orten stoppen wollten. Sie verwiesen darauf, dass auch Kämpfer aus ihren eigenen Reihen beim Anschlag getötet worden seien. Sie hatten den Bus bewacht.
US-Priorität Antiterrorkampf
Die USA teilten mit, man verurteile „diese barbarische Attacke“auf das Schärfste. Ministeriumssprecher Mark Toner betonte zudem vor Journalisten, die oberste Priorität Washingtons in Syrien sei „weiterhin die Niederschlagung des Terrorismus“, insbesondere der Al-Kaida und des „Islamischen Staates“(IS). Das hatten die USA zwar auch bisher immer gesagt, zuletzt nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff im Ort Khan Sheikhun aber die Forderung nach einem Abgang von Präsident Bashar al-Assad betont.
Eine US-Zusage auf eine Einladung des russischen Vizeaußenministers Michail Bogdanow zu Gesprächen über die Krise in Genf stand vorerst aber aus.