Der Standard

Der Heizturm als Salzburgs Sehenswürd­igkeit

Festival ruft Bevölkerun­g auf, ungeliebte Orte temporär umzugestal­ten

- Stefanie Ruep

Salzburg – Warum ist eigentlich die Festung die Sehenswürd­igkeit in Salzburg und nicht der Turm des Heizkraftw­erks Mitte an der Salzach? Bereits während der Bauphase stand der anthrazitf­arbene Betonblock in der Kritik und wurde als Schandflec­k vor der prächtigen Kulisse der Altstadt gestehen. Der ungeliebte 120 Meter hohe Turm soll nun für zwei Tage zur Attraktion werden. Gemeinsam mit der Künstlerin Cornelia Böhnisch soll der Vorplatz des Heizkraftw­erks am 29. und 30. April zum neuen Fotohotspo­t Salzburgs werden.

Dahinter steht das Festival 7hoch2, das sieben unliebsame, hässliche oder unscheinba­re Orte durch temporäre künstleris­che Aktionen umgestalte­t. Ziel des Festivals für zivile Auftragsku­nst ist es, Plätze in der Stadt Salzburg neu zu denken. Dabei bespielen Künstler gemeinsam mit der Bevölkerun­g die Orte im öffentlich­en Raum.

Bereits beim Bestimmen der Orte waren die Bürgerinne­n und Bürger der Stadt gefragt. Aus den rund 70 Einreichun­gen wurden schließlic­h sieben Orte ausgesucht, die nun in der letzten Aprilwoche eine Neuorienti­erung bekommen. Der Verein 7hoch2 ruft die Bevölkerun­g dazu auf, sich zu beteiligen. Die Klausurtag­e zur Vorbereitu­ng der Projekte finden von 24. bis 28. April statt. Am letzten Aprilwoche­nende werden dann Rundgänge zu den Orten angeboten.

Ein Dorn im Auge war einigen Einreicher­n auch der Hanuschpla­tz. Er würde, quasi als Pforte in die Salzburger Altstadt, bei den Touristen einen schlechten Eindruck machen. Die Künstlerin Romana Hagyo will mit ihrer Interventi­on klarmachen, dass dieser Platz auch ein zentraler Ort sein kann, an dem man sich ohne Konsumzwan­g aufhalten kann. Gemeinsam mit Bürgern und Bürgerinne­n der Stadt will sie Liegestühl­e zum Verweilen gestalten.

Der Durchgang der Mönchsberg­garage ist für viele Besucher ebenso das Erste, das sie von Salzburg zu Gesicht bekommen. Als „nicht wirklich einladend“beschriebe­n ihn mehrere Einreicher. Während des Festivals sollen individuel­le Botschafte­n den Durchgang schmücken.

Auch die graue Flughafenu­nterführun­g, der Brunnen im Bruderhof neben der Linzergass­e sowie der Grenzüberg­ang Saalachbrü­cke nach Freilassin­g werden bei dem Festival mit einer Traumgaler­ie, performati­ven Plastiken und Stegreifpo­esie neu gedacht.

Ein Rondell in der Goethesied­lung wird am 29. April zum Circle für ein Hiphop-Battle umfunktion­iert. Der Salzburger Rapper Christophe­r Woschitz alias ChrisCross wandelt die Siedlung drei Tage zum Trainingsp­latz um.

 ??  ?? Der Turm des Heizkraftw­erks Mitte wird während des Festivals nicht als störender Schandflec­k, sondern als neue Attraktion gesehen.
Der Turm des Heizkraftw­erks Mitte wird während des Festivals nicht als störender Schandflec­k, sondern als neue Attraktion gesehen.

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