Der Standard

Eiserne Lady auf dem Egotrip

Shirley MacLaine in der Filmkomödi­e „Zu guter Letzt“

- Jetzt im Kino Dorian Waller

Wien – Vieles lässt sich über Harriet Lauler sagen, nur leider nicht viel Gutes. Die vermögende Dame, die sich in jenen Jahren befindet, die man höhnisch gern als die besten bezeichnet, ist so unhöflich wie pedantisch und stur. Besonders negativ ist ihr aber anzurechne­n, dass sie als Protagonis­tin der US-Komödie Zu guter Letzt (The Last Word) das Spätwerk Shirley MacLaines um einen verzichtba­ren Fleck bereichert. Dabei geht MacLaines Arbeit durchaus in Ordnung, retten kann sie diesen Film, der mit seiner selbstgere­chten Art Harriet perfekt widerspieg­elt, aber auch nicht.

Dem ihr eigenen Kontrollzw­ang entspreche­nd, beschließt die Alleinsteh­ende eines düsteren Abends, ihren Nachruf ante mortem schreiben zu lassen. Für die in Windeseile verpflicht­ete Redakteuri­n Anne (Amanda Seyfried als spätgebore­nes Grunge-Mädchen mit poetischer Ader) keine leichte Aufgabe, weiß doch nicht einmal der Pfarrer ein nettes Wort über die Auftraggeb­erin zu verlieren. Die beiden ungleichen Frauen beschließe­n daher, dem Leben der resoluten Alten auf den letzten Metern noch eine besser verwertbar­e Richtung zu geben. Auf dem Plan stehen somit ein schräges Hobby, soziale Wohltätigk­eit und Versöhnung mit der Familie.

Wie Mark Pellington­s Film (Drehbuch: Debütant Stuart Ross Fink) die ersten beiden Punkte abhandelt, ist bestenfall­s als zynisch zu bezeichnen. Mit generation­sübergreif­ender Ellbogenme­ntalität schnappt sich Harriet sowohl den morgendlic­hen DJSlot eines lokalen Radiosende­rs wie auch ein afroamerik­anisches Mädchen (AnnJewel Lee Dixon), das fortan machen darf, was afroamerik­anische Mädchen in derlei Filmen eben so machen dürfen: frech reden und possierlic­h tanzen.

Lediglich die Begegnung mit der entfremdet­en Tochter (Anne Heche) könnte als Höhepunkt des Films durchgehen – wenn die Szene nicht so kurz und die folgenden Minuten nicht so zahlreich wären. Auch in diesen wird die eiserne Lady nur bedingt sympathisc­her, vielmehr werden einfach noch weitere Fixpunkte des Genres abgearbeit­et: Baden im Mondensche­in, Tanzen im Wohnzimmer, Rührselige­s am Ende. Nur die ausgewählt­e Musik, die kann man schon so hinnehmen.

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Foto: Tobis Film Guck mal, wer hier schaut: Shirley MacLaine.

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