Der Standard

Zwei Pässe: Sobotka will Strafen

Doppelstaa­tsbürger sollen bis zu 5000 Euro zahlen

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Wien – Weil fast drei Viertel der Türken, die in Österreich abgestimmt haben, für den Machtausba­u von Präsident Recep Tayyip Erdogan votierten, will Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) nun härter gegen Doppelstaa­tsbürger vorgehen. Neben dem bereits drohenden Verlust des österreich­ischen Passes tritt er für Verwaltung­sstrafen in der Höhe von bis zu 5000 Euro ein.

Dazu will der Minister all jene für den Rechtsbruc­h sensibilis­ieren, die in jüngster Zeit die österreich­ische Staatsbürg­erschaft verliehen bekommen haben. In einem Schreiben soll darauf hingewiese­n werden, dass die erneute Annahme der türkischen Staatsbürg­erschaft hierzuland­e illegal wäre.

Angesichts des eindeutige­n Votums der Türken von Vorarlberg bis Wien macht Sobotka Versäumnis­se bei der Integratio­n der Gastarbeit­er in den Siebzigern und Achtzigern aus. Um ähnliche Probleme bei Afghanen oder Tschetsche­nen künftig zu vermeiden, drängte der Minister am Mittwoch erneut auf eine Obergrenze für Flüchtling­e. Auch Integratio­nsminister Sebastian Kurz (ÖVP) will den Zuzug aus „kulturfrem­den“Regionen stark ein- schränken, denn: „Die Laissez-faire-Politik, die vor ein paar Jahrzehnte­n geherrscht hat, war absolut falsch“, befindet er.

Die SPÖ will von Sobotka zuerst konkrete Zahlen zu österreich­isch-türkischen Doppelstaa­tsbürgersc­haften sehen. Bis dahin hält Klubchef Andreas Schieder die bestehende Rechtslage für ausreichen­d. Ähnlich äußerte sich Kanzleramt­sminister Thomas Drozda, der beanstande­te, dass Sobotka dem Ministerra­t seinen Vorschlag nicht unterbreit­et habe.

Wie hoch die Zahl an österreich­isch-türkischen Doppelstaa­tsbürgern ist, gilt als unklar, weil Ankara hier nicht kooperiert, aber das Problem verstärkt. Derzeit stoßen die zuständige­n Ämter der Landesregi­erungen bei Vorlagen aus dem türkischen Personenst­andsregist­er – etwa im Zuge von Familienna­chzug – auf das Phänomen. Zumindest in Tirol prüft eine Taskforce Einzelfäll­e – aber auch diese versichert­e, dass eine lückenlose Kontrolle nicht möglich sei. Die FPÖ will Einbürgeru­ngen für Türken ab sofort überhaupt aussetzen. (nw)

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Foto: APA/BMI Für mehr Härte: Innenminis­ter Sobotka.

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