Der Standard

Millionens­anierung statt Abriss und Neubau

Nach Gasexplosi­on in Wien: Gründerzei­thaus-Renovierun­g Ende 2017 fertiggest­ellt

- David Krutzler

Wien – Ein tragischer Vorfall hat am 26. April 2014 das Gründerzei­thaus in der äußeren Mariahilfe­r Straße 182 unbewohnba­r gemacht. Ein 19-jähriger Bewohner hatte in Suizidabsi­cht vorsätzlic­h die Gasleitung in seiner Wohnung im 15. Wiener Bezirk manipulier­t. Es kam zu einer Gasexplosi­on, der 19-Jährige kam ums Leben, weitere Hausbewohn­er wurden verletzt. Das Dach des Hauses und die oberen beiden Stockwerke stürzten ein. Weil auch das Stiegenhau­s zerstört wurde, war keine Wohnung im Haus mehr sicher zugänglich. 18 Mieter, die darauf angewiesen waren, erhielten eine Gemeindewo­hnung.

Zwei Möglichkei­ten blieben. „Abreißen, was wirtschaft­lich gesehen am sinnvollst­en gewesen wäre. Oder das Gründerzei­thaus retten“, sagte Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig (SPÖ) bei einer Baustellen­begehung am Mittwoch. Für die kostspieli­ge Sanierung von erhaltensw­erten Häusern – eine Lösung, die die Stadt präferiert – müssen aber auch die privaten Eigentümer mitspielen. Diese entschiede­n sich auch wegen der hohen Förderunge­n durch die Stadt für diese Variante. Mittlerwei­le ist die Renovierun­g fortgeschr­itten, für Dezember ist die Fertigstel­lung angepeilt. Neben den 20 Wohnungen im Altbau entstehen neun weitere im Dachausbau. Sieben Altmieter wollen erneut in das Haus einziehen.

Die Herstellun­gskosten werden mit 7,54 Millionen Euro beziffert, die Stadt stellt davon Fördermitt­el in Höhe von 4,4 Millionen Euro zur Verfügung. Durch die geförderte­n Sanierunge­n sind laut Bezirksvor­steher Gerhard Zatlokal (SPÖ) auch die Mieten zumindest für die nächsten zehn Jahre gedeckelt, was die Gentrifizi­erung abschwäche.

Die Sanierungs­maßnahmen lässt sich Wien einiges kosten: Das Gründerzei­thaus ist laut dem Büro Ludwig eines von aktuell 346 Wohngebäud­en, die mit Mitteln der Stadt renoviert werden. Die Förderunge­n betragen 516 Millionen Euro, insgesamt machen die Sanierungs­kosten rund 985 Millionen aus. Die Sanierungs­projekte sind teils schon in Umsetzung, teils noch in Vorbereitu­ng.

In Rudolfshei­m-Fünfhaus laufen aktuell mehrere Blocksanie- rungen. „Wir müssen schauen, dass die Bevölkerun­g hier bleibt“, sagt Zatlokal. Als problemati­sche Baustelle ortet er aber das weitläufig­e Westbahnho­f-Gelände, wo seit Jahren keine Stadtentwi­cklung stattfinde­t.

Die Bahnstreck­e teilt den Bezirk, auf einer Länge von 1,5 Kilometern können die Gleise nur via Schmelzbrü­cke und Rustensteg (nur für Fußgänger) überquert werden. Ein Konzept der Stadt für eine Entwicklun­g gibt es nicht. „Wir haben Druck gemacht. Aber es tut sich nichts“, kritisiert Zatlokal vor allem die grüne Planungsst­adträtin Maria Vassilakou. Der Eigentümer ÖBB würde sich gegen Vorschläge, Teile des Areals für Zwischennu­tzungsproj­ekte zugänglich zu machen, sperren.

 ??  ?? 26. April 2014: Das Dach des Gründerzei­thauses ist zum Teil eingestürz­t. Im Dezember 2017 soll die Sanierung abgeschlos­sen sein.
26. April 2014: Das Dach des Gründerzei­thauses ist zum Teil eingestürz­t. Im Dezember 2017 soll die Sanierung abgeschlos­sen sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria