NZZ ade: „Neue Zürcher“stellt Österreich-Portal ein
Ziele verfehlt – Digitalchefin: „Innovation heißt auch, Dinge zu beenden, die nicht funktionieren“
Zürich/Wien – nzz.at war 2014 das erste große Projekt in der Strategie des Österreichers für den Konzern der Neuen Zürcher Zeitung. NeosGründer Veit Dengler setzte große Hoffnungen in das Bezahlportal für seine Heimat. Mittwoch verkündete Dengler die Einstellung mit diesem Monat. nzz.at habe „seine Ziele nicht erreicht“.
„Wir sind uns sicher, dass es einen Markt dafür gibt“, sagte Dengler im Mai 2014. Und zuvor im März: „Natürlich lernen wir aus verschiedenen Aktivitäten in der Schweiz, aber auch aus dem Projekt in Österreich, wie wir den deutschen Markt angehen.“Aber Dengler sagte 2014 auch: „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass nicht alles funktioniert.“
Ende August 2014 begann nzz.at als „Werkstattblog“. Michael Fleischhacker, bis 2012 Chefredakteur der Presse und danach Autor eines Abgesangs auf die gedruckte Zeitung, entwickelte und leitete das Bezahlportal als Chefredakteur und Geschäftsführer, erst unterstützt von Kommunikationsberater Rudi Fußi (Agentur: Mindworker).
Am Abend des 20. Jänner beamten Fleischhacker und Fußi ihr Portal in die Wiener Welt: „Wir starten jetzt. Und Sie, Herr Bundeskanzler? nzz.at“projizierten sie etwa auf das Kanzleramt.
Dengler rechnete mit 10.000 Abonnenten im ersten Jahr – berichtete die APA von einem Hintergrundgespräch Denglers zum Start von nzz.at. „Hier in Österreich bricht ein Teil unserer Wette auf die Zukunft an“, sagte NZZProduktmanager Peer Teuwsen damals. Fleischhacker sprach ebenfalls laut APA von 600 bis 700 Abos zum Start.
Im Frühjahr 2015 berichtete er bei einem Zeitungskongress von technischen Schwierigkeiten. Im August 2015 schreibt NZZ-Konkurrent Tages-Anzeiger vom „Sorgenkind“des Konzerns in Wien, das erst bei 1000 Abos halte.
Anita Zielina, seit März 2015 neue Digitalchefin, zunächst in der Chefredaktion, verneint die 1000 – es seien mehr als diese. Die spätere Sprachregelung: „mehrere Tausend“.
Im Oktober 2015 kommt der erste Relaunch, und mit ihm eine klassischere Medien-Startseite für nzz.at mit traditionellerer Struktur. Ein Printmagazin der nzz.at, entworfen vom ehemaligen Datum- Chef, das an Datum- Abonnenten ging, sorgt im Jänner 2016 für Diskussionen in der Branche.
Im März 2016 müssen neun nzz.at- Mitarbeiter gehen, im Herbst dann der nächste Relaunch mit neun statt 14 Euro monatlicher Abogebühr. Michael Fleischhacker ist da schon alleiniger Moderator von Talk im Hangar auf Servus TV, Lukas Sustala wird Chefredakteur bei nzz.at. Fleischhacker gründet nun für Dietrich Mateschitz in der Stiftung „Quo Vadis Veritas“eine „journalistische Organisation“.
Nun verkündeten Dengler und Zielina das Aus von nzz.at mit Ende April. Fünf Mitarbeiter, etwa Georg Renner und Julia Herrnböck, müssen gehen. Sustala arbeitet weiter für die NZZ, ebenso Video-Mitarbeiter in Wien.
„Innovation heißt auch, Dinge zu beenden, die nicht funktionieren“, erklärte Zielina dazu. (red)