Der Standard

Nun drehen ihm die Werbekunde­n das Mikro ab

- Harald Fidler

Es wurde ernst, als Rupert Murdochs Wall Street Journal berichtete, dass sich Murdochs TV-Sender Fox News von seinem Star trennen will: Der rechtskons­ervativ-autoritäre Hauptabend­talker Bill O’Reilly wird vom Urlaub in Italien nicht mehr auf den Schirm zurückkehr­en. „Shut up“, erklärte er Gästen, Kritikern, Andersdenk­enden – eine Aufforderu­ng zwischen Geh’ bitte und Gusch! Nun muss er selbst das Maul halten, jedenfalls auf Fox News.

Der O’Reilly Factor war ab 1996 (zunächst als O’Reilly Report) ein entscheide­nder Erfolgsfak­tor für Fox News auf dem Weg zum reichweite­nstärksten Kabelkanal der USA. Und zum umsatzstär­ksten – mit (2015) laut Pew Research Center 2,3 Milliarden Dollar aus Abogebühre­n und Werbung, etwa doppelt so viel wie beim liberalen CNN. Allein in O’Reillys Show soll 2014 bis 2016 Werbung im Wert von 446 Millionen Dollar gelaufen sein, zitierte Forbes die Werbebeoba­chter Kantar. 2016, sagt eine andere Quelle, rund 111 Millionen Dollar. Aber: O’Reillys Urlaubsver­treter, etwa Eric Bolling, halten die Quoten des Originals.

Nun sind es Werbekunde­n, die jenem Mann das Mikrofon abgedreht haben, der manche seiner Talkgäste so verstummen ließ: An die 50 Firmen stoppten Werbung auf Fox News, seit die New York Times von sexueller Belästigun­g berichtete: 13 Millionen Dollar sollen fünf Frauen erhalten haben, damit sie schweigen – und nicht gegen ihn vorgehen. Nicht nur O’Reilly – kolportier­te Jahresgage: 18 Millionen – habe gezahlt, auch Fox News. Auch nachdem Fox-Manager Roger Ailes wegen sexueller Belästigun­g gehen musste. Die Frauen sollten schweigen über O’Reillys anzügliche Bemerkunge­n, Annäherung­sversuche und Anrufe, bei denen er hörbar nur eine Hand frei habe. Eine Afroamerik­anerin will – nicht nur – „Hot Chocolate“gehört haben.

Donald Trump, der trotz ähnlicher Aussagen über Frauen und seines Umgangs mit ihnen USPräsiden­t wurde, verteidigt­e O’Reilly zuletzt als „feinen Kerl“. Der rechtskons­ervative Sender und sein Star haben Trumps Weg bereitet – lange vor (falschen) „News“und Propaganda auf Facebook und Co. Es klingt sehr nach Trumps Tonalität, was O’Reillys Anwalt nun ankündigte: „unwiderleg­bare Beweise“, dass „ultralinke Organisati­onen“da eine „schmierige, brutale Rufmordkam­pagne“führten.

O’Reilly (67) wird wohl auch ohne Fox nicht das Maul halten. Seinen Radio Factor senden rechte Talk-Radios quer durch die USA.

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Foto: AP Belästigun­g und Werbestorn­os: Fox-Anchorstar Bill O’Reilly muss gehen.

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