Am meisten nerven die Kollegen
Was sind beliebte Methoden der Ablenkung von der Arbeit? Wird in den Büros tatsächlich so viel Kaffee getrunken? Marketagent befragte 2150 Österreicher, um einen typischen Arbeitstag zu rekonstruieren. Die spannendsten Ergebnisse im Detail.
Wien– Wie ein klassischer Arbeitstag mit allen Freuden und Ärgernissen aussieht: Dem ging der „Office Report 2017“von Marketagent – im Auftrag von Bene Büromöbel, dem Wifi und karriere.at – nach. Dafür wurden online 2150 Österreicherinnen und Österreicher befragt, rund 85 Prozent davon arbeiten Vollzeit.
Die Auswertung, die am Mittwoch in Wien präsentiert wurde, zeigt, dass ein durchschnittlicher Arbeitstag um 7.40 Uhr beginnt. Aber schon davor wird gearbeitet (siehe Grafik): Beinahe jeder dritte Befragte hat bereits vor dem Eintreffen im Büro E-Mails gelesen (24,2 Prozent) oder beantwortet (10,8 Prozent) oder telefoniert (10,3 Prozent). Im Schnitt wird 15 Minuten „vorgearbeitet“.
Teilzeitbeschäftigte freuen sich offenbar eher als Vollzeitmitarbeiter auf ihren Arbeitstag. „Wir erklären das mit Abwechslung“, sagt Thomas Schwabl von Marketagent. Je größer das Unternehmen, desto geringer scheint die Freude auf die Arbeit. Die Unternehmensgröße hat auch Auswirkungen auf die Atmosphäre. Am besten gelaunt ist man aber überall am Freitag.
Top-Ärgernis im Büro (Grafik) sind der Umfrage zufolge die Kollegen (32,3 Prozent). „Zu ihnen hat man ja auch den meisten Kontakt“, erklärt Schwabl dieses Ergebnis. Es folgen Chefs (16) und Kunden (12,8). Außerdem nerven die Befragten Arbeitsorganisation (5,5), andere Mitarbeiter (4,8) und EDV-Probleme (3,1).
Im Schnitt führen die Studienteilnehmer 13 Telefonate, erhalten 18 E-Mails und versenden 13. Sie verbringen durchschnittlich zwei Stunden in durchschnittlich einem Meeting – 70 Prozent dieser Zeit wird als produktiv empfunden. „Je kleiner das Unternehmen, umso produktiver die Meetings“, sagt Schwabl. Rund drei Viertel meinen, im Laufe ihres Arbeitstages Wertschätzung erfahren zu haben. Interessant: je höher das Stresslevel, desto höher die empfundene Wertschätzung. Die Frage, ob sie sich im Laufe des letzten Arbeitstages unfair behandelt gefühlt haben, beantworten 14 Prozent mit Ja.
Auch welche Medien im Büro genutzt werden, wollte Marketagent wissen. Es zeigte sich: In rund der Hälfte der Büros läuft das Radio, in 34,4 Prozent werden Online-Nachrichten gelesen.
Zum Thema private Kommunikation während der Arbeitszeit fanden die Studienautoren heraus: Zehn Minuten werden verwendet, um Social Media zu checken, 13,2, um Whatsapp-Nachrichten, SMS oder E-Mails zu beantworten, und 6,3 für private Telefonate. „Je jünger, desto mehr Zeit verbringt man auf Social Media, je älter, desto eher wird telefoniert“, sagt Schwabl über die Generationenunterschiede (Grafik).
Überraschend: Nicht einmal ein Drittel (29 Prozent) der Befragten fühlt sich bei der Arbeit gestresst. Auf die Frage, was doch stressen kann, wird am häufigsten Zeitdruck, Multitasking oder ein hohes Arbeitspensum genannt. Jüngere müssen offenbar eher als Ältere auch Aufgaben erledigen, die außerhalb ihres Arbeitsbereiches liegen. „Vielleicht weil ihre Tätigkeitsprofile flexibler sind“, sagt Schwabl, „oder weil Ältere eher abschalten.“
56 Prozent hatten im Laufe des Arbeitstages zumindest ein Erfolgserlebnis – 17 Prozent verzweifelten an beruflichen Angelegenheiten. Mehr als jeder Dritte sagt, dass er sich eine berufliche Veränderung wünscht, in der Tendenz eher jüngere Befragte. Rund zwölf Prozent haben sich im Laufe des Arbeitstages ernsthafte Gedanken über eine Kündigung gemacht, ebenso viele haben sich über Jobangebote informiert.
70 Prozent machen Mittagspause, die sie meist mit Kolleginnen und Kollegen verbringen (rund 59 Prozent) und die im Schnitt 36 Minuten dauert. Im Laufe eines Arbeitstages werden zwei Tassen Kaffee getrunken. „Ältere mehr, bei Jüngeren ist es eher der Smoothie oder Matcha“, scherzt Schwabl.
Ein Arbeitstag endet im Mittel um 16.30 Uhr. Zwei Drittel sagen: „Ich konnte zur geplanten Zeit gehen.“Im Durchschnitt geben 83 Prozent an, dass sie die Arbeiten des letzten Arbeitstages auch erledigen konnten. Nach Verlassen des Büros arbeitet dennoch rund ein Viertel weiter, und zwar im Schnitt 15 Minuten.
Interesse an Weiterbildung zeigen die Befragten eher bezüglich fach- als bezüglich persönlichkeitsbezogener Themen. Die meisten würden einzelne Seminare oder Vorträge längeren Programmen vorziehen. Jüngere sind eher motiviert, Neues zu lernen.