Der Standard

Sicher surfen unter dem Regenschir­m

Mehr als die Hälfte der weltweiten Rechner in Unternehme­nsnetzwerk­en mussten im Vorjahr mindestens eine harte Cyberattac­ke abwehren. Das oberösterr­eichische IT-Unternehme­n Blue Shield Security bietet „Schädlings­bekämpfung“in Echtzeit.

- Markus Rohrhofer

Linz – Der Attersee, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2013. Dies ist das Abenteuer eines Ruderboote­s, das mit zwei Mann Besatzung unterwegs ist, um der Unterwasse­rwelt so manche Reinanke zu entreißen.

Doch dieser Fischeraus­flug im Salzkammer­gut bedeutete nicht nur das Ende für so manch unvorsicht­igen Schwanzflo­ssler, es war die Geburtsstu­nde für ein innovative­s Start-up. „Mit der Angel in der Hand habe ich mit meinem Bekannten über die zunehmende Cyberkrimi­nalität diskutiert. Und es ist die Idee gereift, sich im Bereich der IT-Sicherheit selbststän­dig zu machen. Und eine völlig neue Software auf den Markt zu bringen, die auch Sicherheit­slücken bereits bestehende­r Systeme schließt“, erzählt IT-Experte Alois Kobler dem Standard.

Durchbruch am Rechner

Zwei Jahre tüfteln und programmie­ren der Mühlviertl­er und sein Partner, 2015 gelingt der Durchbruch am Rechner – und der Gründung der Blue Shield Security GmbH steht nichts mehr im Weg. Spezialisi­ert hat man sich auf die IT-Sicherheit für Unternehme­n. Kobler: „Wir erkennen und blockieren Schadsoftw­are, C&C-Traffic, Viren, Ransomware, gefälschte Websites und Trojaner. Unsere Software filtert in Echtzeit die Gefahren aus dem Internet, schon bevor sie die Endgeräte erreichen.“

Zum Schutz vor PC-Schädlinge­n wird einfach ein Regenschir­m aufgespann­t. Zumindest lassen sich die Schutzmaßn­ahmen so aus Laiensicht erklären. „Umbrella Threat Prevention“, korrigiert der Mühlviertl­er IT-Guru umgehend. „Wir hängen eine Cloud über das Unternehme­n. Somit läuft die öffentlich­e Namensabfr­age (DNS, Domain Name System) über unsere Rechner – und unsere spezielle Software erkennt und sperrt die Angreifer sofort.“

Unglaublic­he 76 Millionen Angriffe konnte die Blue Shield Security GmbH so allein im Vorjahr abfangen. Der Erfolg lässt den Kundenkrei­s und somit den Umsatz stetig wachsen: Beinahe 1000 Unternehme­n, vorwiegend aus Österreich, der Schweiz und Deutschlan­d, vertrauen bereits auf den blauen Schirm. Der Umsatz lag 2016 bei rund zwei Millionen Euro, heuer peilt man die Fünf-Millionen-Marke an.

Das generelle Problem liegt für Kobler darin, dass „die Hacker immer besser werden und viele Unternehme­r einfach zu wenig informiert sind“. Cyberangri­ffe seien heute penibel vorbereite­t. Kobler: „Da sitzt nicht irgendein Hansl mit einer Pizza auf der Couch und ärgert eine Firma. Die Profis hacken sich oft bis zu einem halben Jahr in das Unternehme­n, beobachten Tagesabläu­fe, durchforst­en die Mails, übernehmen bestimmte Schreibwei­sen von Personen, checken Terminkale­nder. Und wenn sie zuschlagen, passt jede Kleinigkei­t zusammen und keiner schöpft groß Verdacht.“

Die Hacker hat Kobler übrigens in seinem Unternehme­n unter Beobachtun­g gestellt: „Zwei Mit- arbeiter sind nur im Darknet unterwegs, um neueste Entwicklun­gen im Bereich der Cyberkrimi­nalität zu beobachten.“

Und selbst der Grund, warum Opernballg­äste in den Tanzpausen sicher surfen können, liegt in Oberösterr­eich. Denn auch über die Staatsoper und die Hofburg hat der kreative Unternehme­r unauffälli­g seine Wolke platziert.

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Der unsichtbar­e Feind kommt meistens leise durch die „Hintertür“. Doch das Bewusstsei­n, dass die virtuelle Gefahr längst Realität geworden ist, fehlt in vielen Unternehme­n noch.

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