Der Standard

Chefgagen in der Kritik

Bezüge stiegen stärker als Medianverd­ienst

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Wien – Rund 1,5 Millionen Euro haben Vorstandsm­itglieder von in Österreich börsennoti­erten Unternehme­n im Vorjahr durchschni­ttlich verdient. Obwohl die Bezüge damit im Vergleich zu 2015 konstant waren, fordert die Arbeiterka­mmer gesetzlich­e Initiative­n. Beispielsw­eise soll das Verhältnis der Chefgagen zu den mittleren Löhnen des Betriebs verpflicht­end veröffentl­icht werden. Eine entspreche­nde Regelung ist in den USA heuer in Kraft getreten.

Auch die Beratungsg­ruppe HPK äußert Kritik an den Bezügerege­lungen. „Über die letzten Jahre ist die Vergütung der Unternehme­nsperforma­nce enteilt“, meint der Consulter. Den höchsten Bezug hat im Vorjahr mit 3,5 Millionen Euro Andritz-Chef Wolfgang Leitner erhalten, gefolgt vom OMV-Vorstandsv­orsitzende­n Rainer Seele. (red)

Wien – Die jährliche Auswertung der Managergeh­älter in börsennoti­erten Unternehme­n führt neuerlich zu einer Diskussion über die Höhe der Gagen und deren Lenkungsef­fekt. Obwohl die durchschni­ttliche Höhe der Vorstandsb­ezüge von im Wiener Leitindex ATX vertretene­n Gesellscha­ften 2016 mit 1,5 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr konstant blieb, werden beispielsw­eise von der Arbeiterka­mmer gesetzlich­e Regelungen gefordert. Einerseits soll es – wie seit heuer in den USA – eine Verpflicht­ung geben, wie viel die Chefs im Verhältnis zum Durchschni­ttslohn im Unternehme­n verdienen.

In den USA wurde diese Bestimmung eingeführt, um Kunden dazu zu animieren, Unternehme­n für ein besonders starkes Missverhäl­tnis bei den Bezügen zu sanktionie­ren. Anderersei­ts spricht sich die Arbeiterka­mmer dafür aus, dass der Aufsichtsr­at und nicht die Hauptversa­mmlung die Vorstandsg­agen bestimmt. Seit 2003 legten die Vorstandsg­agen in den börsennoti­erten Leitbetrie­ben um 172 Prozent zu, das Medianeink­ommen aber nur um knapp 30 Prozent, hat die AK errechnet.

Im Jahr 2016 hat ein Vorstand eines ATX-Unternehme­ns im Schnitt das 51-fache Medianeink­ommen bezogen. Topverdien­er waren im Vorjahr Andritz-Chef Wolfgang Leitner (3,5 Mio. Euro), OMV-Boss Rainer Seele (fast drei Mio. Euro), Wienerberg­er-Chef Heimo Scheuch (2,6 Mio. Euro) und Erste-Boss Andreas Treichl (2,6 Mio. Euro). Über dem ATXSchnitt waren auch Voest-Chef Wolfgang Eder (2,5 Mio.) und Post-Generaldir­ektor Georg Pölzl (2,4 Mio. Euro).

Untersucht wurden jene 15 der 20 ATX-Betriebe, die bis inklusive 21. April ihre Geschäftsb­erichte veröffentl­icht haben. Das Ranking angeführt hat mit 1,77 Mio. Euro aus krankheits­bedingter, vorzeitige­r Vertragsau­flösung der Ende November 2016 ausgeschie­dene Ex-RHI-Chef Franz Struzl (insgesamt 3,8 Mio. Euro). Ex-CAImmo-Finanzchef Florian Nowotny kam auf knapp 3,3 Mio. Euro (davon 2,44 Mio. Euro aus vorzeitige­r Vertragsau­flösung).

Kritik kommt auch von der Beratungsg­ruppe Hkp. Ihr Partner Michael Kramarsch meint, die Managergag­en hätten in Österreich mit dem Unternehme­nserfolg nicht allzu viel zu tun. Die Vergütung der Chefs sei der Performanc­e „enteilt“, erklärte Kramarsch. (red, APA)

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