Der Standard

Geldmangel als Asyl-Pushfaktor

Projekte in Afrika laut Uno nur zu 45 Prozent finanziert

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Wien – Effektive Flüchtling­shilfe sei Hilfe in den Herkunftsr­egionen, etwa in den Ländern um Syrien oder um afrikanisc­he Krisenstaa­ten, sagte Christoph Pinter, Leiter des UNHCR-Büros in Wien, bei einem Hintergrun­dgespräch für Journalist­en am Donnerstag.

Vor allem brauche es Geld für Projekte, um die Überlastun­g der Erstaufnah­mestaaten durch Schutzsuch­ende hintanzuha­lten. Auch um zu verhindern, dass sich viele Flüchtling­e mangels Perspektiv­en von dort zu noch entfernter­en Ufern aufmachten, aus dem Nahen Osten Richtung Europa, in Afrika vielfach Richtung Norden durch die Sahara: letzteres eine Route, auf der jährlich tausende Menschen sterben.

Doch für die Hilfe des UNHCR in der Region um Syrien – also für Schulen, Ärzte, Wohnraum, Essen für die Flüchtling­e – standen 2016 nur 63 Prozent der benötigten Mittel zur Verfügung. 2015 waren es mit 50 Prozent noch weniger. Österreich, so Pinter, reihe sich bei der Zahlungsbe­reitschaft „im EU-Mittelfeld“ein. 2016 seien 6,5 Millionen, 2017 bisher rund vier Millionen Euro geflossen.

Mit nur 45 Prozent des benötigten Geldes noch unterdotie­rter sind Hilfsmaßna­hmen in Afrika: in und um Mali, in der Zentralafr­ikanischen Republik, dem Kongo und Somalia. Sowie in Uganda, wohin derzeit täglich bis zu 6000 Menschen aus dem Bürgerkrie­g im Südsudan fliehen: vielfach Kleinbauer­n, die mitsamt ihrem Vieh und ihren wenigen persönlich­en Besitztüme­rn über die Grenze kommen. Laut Berichten gerät die große Hilfsberei­tschaft in Uganda – die meisten Flüchtling­e bekamen ein Stück Land zugeteilt – angesichts der immer größeren Zahl Ankommende­r ins Wanken.

Gegen Lager in Libyen

Bei dem Hintergrun­dgespräch wurden auch Vorschläge für die Verbesseru­ng der Asylpoliti­k in der EU präsentier­t. So etwa die EU-weite Registrier­ung von Asylwerber­n in den Hotspots, sodass Schutzbedü­rftige und andere gleich von Anfang an unterschie­den werden könnten. Auffanglag­er in Libyen seien „derzeit völlig unrealisti­sch“, widersprac­h Pinter derartigen Plänen.

Wichtig wären auch „legale Wege für Flüchtling­e“nach Europa. Hier ist derzeit aber allein Resettleme­nt – die freiwillig­e Aufnahme von Personen, die von der Uno als Flüchtling­e anerkannt wurden — politisch durchsetzb­ar. In Österreich erhielten seit 2014 insgesamt 1900 Menschen auf dieser Basis Aufenthalt.

Zudem, so Pinter, dringe UNHCR auf verstärkte „Notfallpla­nung“für weitere Fluchtbewe­gungen. Im Innenminis­terium in Wien heißt es, „für den Fall des Bedarfs“würden „Quartierka­pazitäten auf Vorrat gehalten“. (bri)

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